Neben Silikone in Kosmetik gibt es noch ein zweites Tabuwort in der Kosmetikindustrie – Mikroplastik. Es wird von den meisten Konsumenten als rotes Tuch angesehen und genießt dadurch einen fürchterlichen Ruf. Zu recht. Dabei wissen viele gar nicht, in welchen Inhaltsstoffen sich das böse Plastik verbirgt. Denn obwohl Umweltschützer seit Jahren versuchen, die kleinen Partikel zu verbieten, stecken sie in mehr Produkten, als ihr vielleicht denkt. Deswegen werfen wir heute einen Blick auf Mikroplastik in der Kosmetik und lüften einige Mythen rund um den verfluchten Inhaltsstoff.
Mikroplastik in der Kosmetik – eine kleine Vorstellung
Unter Mikroplastik stellt man sich vielleicht erst einmal winzig kleine Plastikstücke vor, die sich in Kosmetika verstecken. Dabei kann Mikroplastik auch flüssig, gelartig oder gelöst in einer Formulierung eingesetzt werden. Hier stoßen wir auf das erste Problem: Der Begriff Mikroplastik ist nicht fest definiert und kann daher alle möglichen Substanzen bezeichnen, in denen Plastikpartikel enthalten sind. Deswegen kann auch jeder Hersteller frei entscheiden, ob in seinem Produkt Mikroplastik, nach seiner eigenen Definition, vorkommt. Die Vereinten Nationen definieren Mikroplastik als “feste Kunststoffteilchen, die kleiner als 5 Millimeter, nicht wasserlöslich und nicht biologisch abbaubar sind”. Leider hat sich niemand an diese Definition zu halten, sie gilt lediglich als Empfehlung in der Kommunikation. Deswegen ist es für Verbraucher schwierig, sie zu erkennen und demnach auch zu vermeiden.
Polymere, zu was sind die eigentlich gut?
In den Inhaltsstofflisten wird Mikroplastik in der Kosmetiknicht als solches deklariert. Stattdessen wird es oft unter dem Sammelbegriff der Polymere vermerkt. Synthetische Polymere dienen oft zur Verdickung einer Textur, damit ein Duschgel schön aufschäumt, oder sie hinterlassen einen dünnen Film auf Haaren, der sie optisch zumindest glänzen lässt. Sie stecken in Cremes, Seren, Mascara, Lippenstift, Shampoos… die Liste ist schier endlos.
Mikroplastikfrei – ein dehnbarer Begriff
Viele, besonders große Hersteller verkünden stolz auf Mikroplastik zu verzichten. Da der Einsatz jedoch vielseitig ist und es keine genaue Definition gibt, lässt sich Mikroplastik immer noch sehr leicht in sehr vielen Produkten verstecken. Zudem werden hier auch oft Begriffe einfach abgekürzt, was den Konsumenten noch zusätzlich verwirren kann. Hier ist eine Liste der besonders weit verbreiteten Formen von Mikroplastik:
- Acrylate Copolymer (AC)
- Acrylate Crosspolymer (ACS)
- Polyamide (PA, Nylon-6, Nylon-12)
- Polyacrylate (PA)
- Polymethylmethacrylate (PMMA)
- Polyethylene (PE)
- Polyethylene Terephthalate (PET)
- Polypropylene (PP)
- Polyquaternium (PQ)
- Polystyrene (PS)
- Polyurethane (PUR)
Belastung für die Umwelt
Doch warum gelten diese Stoffe als so problematisch? Für unsere Gesundheit stellen sie laut der Europäischen Bundesbehörde für Lebensmittelbehörde keine Gefahr dar, jedoch gilt nicht dasselbe für unsere Umwelt. Denn all das Mikroplastik, was sich in unseren Produkten verbirgt, wird täglich den Abfluss runtergespült und landet schließlich in unseren Meeren und unserem Grundwasser. Kläranlagen können die kleinen Partikel vorher nicht herausfiltern und wir haben somit keine Möglichkeit, diesen Prozess zu stoppen. Dazu kommt, dass es nur sehr wenige Informationen zu den langfristigen Effekten von den eingesetzten Kunststoffen gibt. Leider gibt es offiziell noch immer kein Beschränkungsverbot für den Einsatz von Mikroplastik in der Kosmetik. Deswegen liegt es am einzelnen Verbraucher, seine Produkte unter die Lupe zu nehmen und bestimmte Produkte nicht mehr zu benutzen.
Welche Alternativen gibt es?
Wer ganz auf Mikroplastik in seiner Kosmetika verzichten möchte, der ist mit Naturkosmetik wahrscheinlich am Besten bedient. Stattdessen werden hier natürliche Alternativen wie Tonerde, Kreide, Mineralien oder Salze eingesetzt. Doch auch hier lohnt sich ein Blick auf die Inhaltsstoffliste, da naturnahe Marken Mikroplastik in kleinen Mengen immer wieder einsetzen. Achtet deswegen auf eine genaue Zertifizierung eures Produktes. Siegel von Ecocert, Natrue oder auch BDIH versichern, dass sich kein versteckter Kunststoff in dem jeweiligen Produkt befindet.
Unser Fazit
Die Folgen von Mikroplastik für uns und unsere Umwelt sind nicht vollkommen absehbar. Deswegen liegt es an jedem einzelnen von uns, sich über den Konsum von Produkten, die Mikroplastik enthalten, zu informieren und wenn möglich in der Zukunft eine Alternative zu wählen. Denn auch wenn unser Körper bis jetzt keine nachweislichen Reaktionen auf die kleinen Partikel zeigt, leiden unsere Meere und alles, was darin lebt, zunehmend unter den hohen Mengen an Plastik, die durch unser tägliches Leben hinein gespült werden. Daher wünschen wir uns umso mehr, dass wir euch hier ein wenig zum Nachdenken anregen konnten und ihr eure Produkte zu Hause noch einmal genauer unter die Lupe nehmt.
Wie sieht das bei euch im Badezimmer aus? Seid ihr schon komplett plastikfrei unterwegs oder gibt es da ein paar Kandidaten, die ihr noch austauschen wollt? Wir freuen uns auf eure Kommentare!
2 Kommentare
Ich habe vor einiger Zeit begonnen, auf Naturkosmetik umzustellen und musste feststellen, dass es da wirklich große Unterschiede gibt. Deswegen vielen Dank für den Artikel, der ist super. Ich versuche generell, Naturkosmetik mit so wenig Inhaltsstoffen wie möglich und ohne Duftstoffe und ätherische Öle zu verwenden, da ich das einfach nicht gut vertrage.
Liebe Kathrin,
vielen Dank für dein Feedback. Wir finden die Thematik auch sehr kompliziert, weswegen wir hier einmal aufklären wollten. Ich persönlich vertrage auch Produkte mit kurzen Inhaltsstofflisten sehr viel besser. 🙂
Alles Liebe
Annie