Porenlose, pralle Porzellanhau. Ein heikles Thema. Für manche. Manche glowen von Natur aus ohne einen Finger krumm zu machen, andere müssen für einen ebenmäßigen Teint schuften. Skin ist eben in. Seren, Essenzen, Öle, Toner und das Beauty 1 x 1 der asiatischen Frau spielt dabei eine nicht ganz unwichtige Rolle. Von nichts kommt eben nichts. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass ich zu den Menschen gehöre, die eher was für den makellosen Teint machen muss, deswegen besteht mein Teil des Badezimmerschranks aus kleinen Fläschchen – darunter viele Seren, Toner und Essenzen. Die Frage, die ich mir aber immer stelle, wend ich es richtig an. Schließlich bringt mir das teuerste und fancieste Nass nichts, wenn es nicht die richtige Aufmerksamkeit bekommt. Aus diesem Grund habe ich mir einen Profi, meine Hautexpertin Nadine Andres, die auch zudem einen der schönsten Kosmetik-Salons in einem Hinterhof im Prenzlauer Berg führt, geschnappt und wollte wissen:
Wie wendet man eigentlich einen Toner, eine Essenz oder ein Serum an?
Für einen Teint par excellence ist eine gute Hautpflege das A und O, dafür muss man den Aufbau der Haut und ihre Bedürfnisse verstehen. Zum Beispiel bringen wir den pH-Wert unserer Haut – liegt im Bereich von 4,1 bis 5,8, je nach Person und Körperregion – nach der Reinigung mit Wasser durcheinander. Außerdem gehört leider immer noch nicht eine Reinigung in jede Routine. Dabei bildet ein Cleanser, ein Serum und eine auf die Haut abgestimmte Pflege die Basis. On Top kann man mit Toner, Essenzen und Ölen so viel richtig verbessern. Allerdings in der richtigen Reihenfolge, denn die Kombination macht es aus. So startet man am besten immer mit der leichten Textur, in diesem Fall ist es der Toner.
Was ist ein Toner?
Der Toner, auch bekannt als Tonikum oder Tonic, gehört ganz klar zur Reinigung und ist die Basis einer Routine, er sorgt aber auch dafür, dass die Haut etwas feucht bleibt, wenn man drüber weitere Produkte, wie eine Essenz aufträgt.
Früher war ein Gesichtswasser antibakteriell mit viel Alkohol und etwas Gurkenwasser – that’s it. Damals hatte man es noch nicht auf dem Schirm, dass auch Wasser und Kalk nach der Reinigung die Hautqualität und ihre Aufnahme von Stoffen beeinflussen kann. Heute arbeiten Toner und Essenzen anders.
Sie sind nicht nur klärend, sie lösen Kalkreste, spenden Feuchtigkeit und regulieren den pH-Wert und bringen in Balance und funktionieren außerdem wie ein Fahrstuhl. Alles, was drüber aufgetragen wird, kann viel tiefer in die Haut eindringen.
Es gibt Toner, die haben fast schon Serumqualität und trotzdem haben sie nur eine Funktion. Wobei ein Serum sich ganz klar von der Formulierung und der Rezeptur unterscheidet und oft hochwertiger als eine Creme und ein Toner ist, das merkt man natürlich auch am Preis.
Was ist eine Essenz?
Eine Essenz ist ein Produkt, das in den letzten Jahren den Markt neu erobert hat. Dieses feine Wässerchen kommt aus der Routine einer koranischen Frau mit einer großen und aufwendigen Pflegeroutine. Marken aus Korea, wie zum Beispiel Kanebo oder Sensai haben schon immer mit Doppelschritten gearbeitet und haben derartige Zusatzprodukte vor Jahren etabliert. Die Essenz ist wirklich ein tolles Produkt und besteht in den meisten fällen nur aus 10 oder 12 Inhaltsstoffen, was für die Kosmetikindustrie extrem wenig ist. Sie ist wässrig oder ganz leicht ölig, manchmal kann man es gar nicht genau definieren. Der Toner basiert auf Wasser und ist leicht, die Essenz ist eine Art Mix aus Wasser und Öl.
Wie wendet man eine Essenz an?
Die Idee dabei ist es den eigenen NMF zu penetrieren. NMF bedeutet natural moisturizing factor, das ist der natürliche Feuchtigkeitsgehalt der Haut. Der wird zum Beispiel bei uns in Berlin oder anderen großen Städten durch die Luft und die freien Radikale aber auch die Heizungsluft beeinflusst und ist somit nicht optimal. Die Moleküle einer Essenz sind so klein und fein, dass sie epidermal arbeiten. Das bedeutet sie gehen in die oberen Hautschichten und liegen nicht auf. Man arbeitet sie mit rollenden Bewegungen richtig mit den Händen in die Haut ein. Der Hautkontakt ist da sehr wichtig, deswegen verwendet man bei der Essenz nie ein Pad, das wäre zu schade. Der Toner macht uns die Tür auf, mit der Essenz gehen wir rein und schleusen reine Feuchtigkeit für jeden Hautzustand ein. Eine Essenz hat meistens keinen Duft und ist für eine empfindliche Haut optimal geeignet und kann unterstützend angewendet werden.
Häute, die kein Serum benötigen, kommen zum Beispiel super mit einer Essenz aus. Auch im Sommer, im Flugzeug oder im Büro ist es ein toller Feuchtigkeitslieferant. Das Gute bei einer Essenz ist es, dass man sie tatsächlich auch mal zwischendurch über ein Make-up arbeiten kann.
Was ist ein Serum?
Erst jetzt kommt das Serum, das aus den besten Hightech-Wirkstoffen besteht. Häufig ziehen Seren sehr schnell ein, weil sie wirklich ganz tief in der Dermis, also untere Hautschicht, arbeitet.
Und die Creme ist eigentlich nur der schützende Abschluss nach außen hin, die ganze Arbeit macht aber das Serum, das die Haut mit wichtigen Wertstoffen versorgt.
Wenn man mit einem Hyaluron-Serum arbeitet, kann es sein, dass man dem Produkt einen Moment Zeit zum Einziehen geben muss. In der Kosmetik arbeiten wir immer von unten nach oben das meist leicht gelartige Nass mit den Händen ein. Wichtig ist auch hier immer der Körperkontakt und die Arbeit mit der Haut und der Hand, das stimuliert auch unsere Nerven. Die deutsche Frau braucht übrigens nur 7 Sekunden, um ihre Pflege aufzutragen, in Asien sind es 29 Sekunden. Die nehmen sich viel mehr Zeit für sich. So eine kurze Massage entspannt nicht nur, sie regt auch die Durchblutung an und strafft die Muskulatur. Natürlich kann man hier Steine oder einen Jade Roller einsetzten.
Wie schnell ein Serum einzieht, kommt immer auf seine Wirkstoffe an. Manchmal kann man zwischen dem Eincremen sogar Zähneputzen, manchmal muss man wirklich schnell arbeiten, weil sich sonst kleine Knötchen auf der Haut bilden. Wenn es trotz Schnelligkeit passiert und die Pflege krümelig wird, kann es ein, dass Texturen der Creme und des Serums nicht zueinander passen, wenn es ganz unterschiedliche Rezepturen sind.
Hier kann man darauf achten, dass fettlösliche und wasserlösliche Produkte nicht aufeinander geschichtet werden. In den meisten Fällen bilden die enthaltenen Polymere einen Überschuss auf der Haut, dadurch entstehen Kümmel.
Das Serum ist ein tolles Produkt, das man über das ganze Jahr anpassen kann. Der Winter eignet sich zum Beispiel sehr gut für Wirkstoffe wie Vitamin C oder Reniton. Tendenziell nutzt man diese Wirkstoffe am Abend. Und im Sommer, wenn es sehr heiß ist, steht die Feuchtigkeit im Vordergrund, die boosten die Haut.
Wie wendet man ein Serum an?
Irgendwann wird es wahrscheinlich keine Pflege mehr geben, weil Seren so smart und mit anderen Molekülen und Strukturen aufgebaut sind, dass man damit sehr tief in die Haut tolle Inhaltsstoffe schleusen kann – das sind die richtigen Arbeiter. Oft nutzt man auch morgens und abends andere Wirkstoffe.
Alle Produkte trägt man übrigens nicht nur auf das Gesicht, sondern auch auf den Hals und das Dekolleté. Seren, die leicht ölig sind, braucht eine leicht angefeuchtete Haut, um besser einzuziehen, weil die Ölmoleküle etwas größer sind. Übrigens kann man mit Essenzen und Seren auch ganz hervorragend mit Gua Sha Steinen oder Rollern einarbeiten. So eine Massage entspannt die Stirn und macht ganz weiche Gesichtszuge.
Zusammengefasst kann man sagen, Toner und Essenz sind die Türöffner und das Serum ist der Superstar, der durch die Tür geht und Creme ist der Bodyguart und schützt.
MerkenMerken
9 Kommentare
Eine sehr gute Erklärung und auch für Beauty-Newbies gut verständlich!
Anne|Linda, Libra, Loca
Schönes Feedback und das vom Profi 😉
xx
Elina
Sehr hilfreich, ich besitze zwar nur einen toner, aber über die richtige Reihenfolge bei der Pflege hab ich mir schon öfter Gedanken gemacht. Und zu Nadine Andres will ich schon so lange mal.
X Ragni
Freut mich, dass es hilfreich war, das ist mein Hintergedanke gewesen 😉
Nadine kann ich dir wirklich nur empfehlen, sie findest für jedes Hautproblem eine Lösung oder man entspannt sich einfach nur bei ihr, geht auch wunderbar.
xx
Elina
Hallo Elina, so ein toller und hilfreicher Beitrag, danke <3
Bei den ganzen Informationen ist man so leicht überfordert… Ich bin erst 23 und frage mich ob ich auch schon ein Serum brauche? Und was jetzt quasi "wichtiger" ist. Reicht es prinzipiell wenn man nach der Reinigung Toner und Creme nutzt?
Liebe Grüße!
Ich denke mit einem leichten Feuchtigkeitsserum kann man auch mit 23 nichts Falsch machen, du musst ja nicht gleich das volle Wirkstoffprogramm in die Haut schleusen, aber man sagt ja auch Prevention ist wichtig. Ich denke, wenn du einen feuchtigkeitssendenden Toner hast und eine gute Pflege ist es ausreichend. Obwohl man ja auch sagt, dass ab Mitte 20 der Regenerationsprozess der Haut abnimmt 😉
xx
Elina
Toller Post, das war wirklich interessant zu lesen! Wir haben zwar alle möglichen Produkte in der Routine, aber manchmal ist es ganz gut, die “Basics” nochmal durchzulesen 🙂
Liebe Grüße, Esra
https://lovelylines.de/
Hallo Elina, könntest du bitte etwas zu der Marke Sensai sagen, die du erwähnt hast? Habe leider im Internet nichts dazu gefunden…
Liebe Justina,
Sensai ist eine Kosmetikmarke, die Hautpflegetechnologie mit der außergewöhnlichen Kraft der Koishimaru-Seide kombiniert. Seide soll unheimlich viel Feuchtigkeit spenden. Ich persönlich habe die Produkte aber noch nie getestet und kann dazu nicht viel sagen.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen. Lass mich mal wissen, wie du die Produkte findest, wenn du etwas testest.
xx
Elina