Ätherische Öle sind bereits seit einigen Jahren der Dauerbrenner in der Kosmetik. Sie gelten als natürliche Alternative zu synthetisch hergestellten Düften, betören bei der Anwendung die Sinne und lassen uns auf einer fabelhaft duftenden Wolke schweben. Dabei vergessen wir, dass ätherische Öle auch ihre Tücken haben und man bei der Verwendung auf der Haut einiges beachten sollte. Ob ätherische Öle gesund oder ungesund für unsere Haut und den Körper sind, schauen wir uns heute genauer an.
Was genau sind ätherische Öle?
Vielleicht klären wir anfangs, was das eigentlich alles mit den ätherische Ölen auf sich hat, und sprechen dann im Nachgang, ob ätherische Öle gesund oder ungesund sind? Ätherische Öle sind leicht flüchtige und oft auch entzündliche Stoffgemische, welche durch Destillation, Extraktion oder Auspressen von Pflanzen gewonnen werden. Pflanzen produzieren diese in ihrem Gewebe, um entweder Insekten anzulocken oder Feinde abzuwehren. Ätherische Öle sind in der Regel hydrophob, das bedeutet, sie sind gar nicht oder nur sehr wenig wasserlöslich. An der Luft können sie, im Gegensatz zu Parfum, vollkommen verdampfen und somit auch keine Rückstände auf Kleidung hinterlassen. Da sie kein Fett enthalten, können sie auch nicht ranzig werden. Hier wird einem schnell bewusst, wie irreführend der Name “Öl” ist, denn ätherische Öle zählen nicht zu den fettenden Ölen, sondern bestehen aus Alkoholen, Estern, Ketonen oder Terpenen.
Wie und vor allem wo werden sie eingesetzt?
Je nach Eigenschaft können ätherische Öle in verschiedenen Gebieten zum Einsatz kommen. Wir kennen sie als Duftstoff in Kosmetik, sie werden aber auch häufig in der Medizin eingesetzt. Ich glaube, wir kennen alle die stark nach Eukalyptus duftende Salbe, die wir bei einer Erkältung gerne in heißem Wasser auflösen und inhalieren. Aber auch ein ätherisches Öl auf Salbeibasis kann, in einem Tee verdünnt, Linderung bei Rachenschmerzen bringen. Auch in der Aromatherapie werden ätherische Öle oft verwendet, um Körper und Geist wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die Verwendungsmöglichkeiten sind schier unendlich.
Warum werden sie so häufig in der Kosmetik eingesetzt?
Ok, kommen wir mal zum spannenden Abschnitt: Viele ätherische Öle können antibakterielle, entzündungshemmende und antivirale Eigenschaften aufweisen. Sie wirken als natürliches Konservierungsmittel und werden deswegen auch vermehrt in der Naturkosmetik eingesetzt, weil man sich dort nicht an den synthetischen Konservierungsstoffen bedienen darf. Rosenöl kann z.B. antioxidativ wirken und die Haut somit vor freien Radikalen schützen, während Kamillenöl die Wundheilung beschleunigen kann. Es gibt eine spannende Studie dazu. In erster Linie jedoch werden ätherische Öle in Cremes & Co. eingesetzt, um weniger schöne Gerüche zu überdecken und die Anwendung durch einen bezaubernden Duft noch schöner zu machen.
Gängige Ätherische Öle und ihre Wirkung
Hier haben wir einmal eine kleine Übersicht der ätherischen Öle, welche besonders häufig in der Kosmetik vorkommen und gerne von den Unternehmen eingesetzt werden:
- Rosenöl – kann die Haut vor äußeren Umwelteinflüssen schützen
- Kamillenöl – kann entzündungshemmend wirken und Heilung beschleunigen
- Teebaumöl – wirkt antibakteriell
- Lavendelöl – kann Stresssymptome bekämpfen und beruhigend wirken
- Pfefferminzöl – wirkt erfrischend, kühlend und antibakteriell
- Zirbenöl – bekämpft Erkältungsbeschwerden und wirkt vitalisierend
- Ylang Ylang – kann helfen, das Glückshormon Serotonin zu produzieren
Warum muss man trotzdem vorsichtig sein?
Zwar gibt es viele Studien, die die positive Wirkung von ätherischen Ölen beweisen, jedoch kommt es hier ganz klar auf die Konzentration an. Dabei wird in der Kosmetik eine Konzentration von 0,5% empfohlen. Diese reicht aus, damit das jeweilige Öl seine volle Wirkung entfalten kann. Eine höhere Konzentration hat dabei keine bessere Wirkung, sondern begünstigt nur eine allergische Reaktion. Ätherische Öle gelten nämlich als Hauptauslöser für viele Allergien und reizen Allergiker sogar noch mehr als synthetisch hergestellte Duftstoffe. Deswegen müssen sie auch innerhalb der EU klar als Inhaltsstoffe ausgewiesen werden, auch dann, wenn sie nur in einer sehr kleinen Konzentration vorliegen.
Die Nebenwirkungen, die durch ätherische Öle nachweislich hervorgerufen worden, erstrecken sich von hormoneller Veränderung, über Verbrennungen, bis zu stark schmerzenden Ausschlägen. Hier gilt in erster Linie, dass ätherische Öle niemals pur auf die Haut aufgetragen werden sollten. Dort sind sie in ihrer Konzentration viel zu hoch und die Haut kann schnell und schmerzhaft bei dieser Belastung reagieren. Auch wenn du gerade ein Retinol-Produkt verwendest, solltest du es nicht in direkter Kombination mit einem Produkt verwenden, welches viele ätherische Öle enthält. Diese können in Kombination miteinander ebenfalls unschöne Reaktionen deiner Haut herbeirufen.
Im Sommer würde ich außerdem jedem empfehlen, auf Zitrusöle in der Tagespflege zu verzichten. Diese wirken in der Sonne phototoxisch, da ihre Wirkstoffe durch UVA- und UVB-Strahlung des Sonnenlichts chemisch verändert werden. Die toxische Wirkung zeigt sich in verschiedenen Symptomen. Die Haut reagiert vor allem mit Rötung, Juckreiz, Austrocknung und Schuppenbildung.
Wer sollte ätherische Öle generell meiden?
Kinder, Teenager, Schwangere, Asthmatiker und Menschen mit sensibler Haut werden vor ätherischen Ölen gewarnt und sollten sie daher in jeglicher Anwendung vermeiden. Dadurch, dass das Immunsystem bei diesen Gruppen oft geschwächt ist, kann es leichter zu einer allergischen Reaktion kommen als bei anderen. Zwar sagen manche Quellen, dass in Absprache mit einem Arzt bestimmte Öle verwendet werden können, jedoch muss hier jeder selbst für sich entscheiden, was er verwenden möchte, und sollte sich vorher genau über jedes mögliche Öl informieren und ob dieses ätherische Öl gesund oder ungesund ist.
Wie kann man ätherische Öle auf eine sichere Weise in seine Routine integrieren?
Generell gilt, bei jedem neuen Produkt ist es empfehlenswert, es an einer kleinen Stelle auf der Haut erst einmal zu testen und die Reaktion 24 Stunden lang zu beobachten. Reagiert die Haut gar nicht, bzw. fühlt sie sich danach gut an und schmerzt nicht, kann das Produkt verwendet werden. Man sollte darauf achten, dass ätherische Öle nicht unbedingt in den ersten Zeilen der Inhaltsstoffliste auftauchen. Die meisten wirken ganz wunderbar und sicher bei einer Konzentration von 0,5%. Achtet außerdem darauf, dass ihr der Marke vertraut, bei der ihr ein Produkt kauft. Ätherische Öle sind in hochwertiger Qualität nicht billig, bescheren aber auch nur dann die Benefits, die wir oben erwähnt haben.
Kann ich mir meine eigene Creme mit ätherischen Ölen mischen?
Lieber nicht. Hier müssen wir uns ganz klar gegen den ganzen DIY-Trend bei Kosmetik stellen. Da ätherische Öle in Kombination mit anderen Stoffen sehr unberechenbar sind und ihr selbst kaum die genaue Konzentration festlegen könnt, würden wir wirklich jedem davon abraten, sich hier selbst eine Creme anzumischen. Vertraut hier bitte den Naturkosmetikmarken, die in einem Labor und unter strengen Auflagen ihre Produkte konzipieren. Zwar könnt ihr hier auch nicht zu 100% wissen, ob ihr allergisch auf ein Produkt reagiert, jedoch sind die Konzentrationen in der Regel so, dass Reaktionen nur in seltenen Fällen auftreten.
Unser Fazit
Ätherische Öle können viel mehr als nur schön duften. Ihre entzündungshemmende Wirkung kann bei Problemhaut helfen und sogar vor freien Radikalen, und somit auch vor frühzeitiger Hautalterung, schützen. Jedoch sind sie nicht für alle Menschen gleich geeignet und sollten immer vorsichtig in eine Routine integriert werden. Wer bei bestimmten Produkten mit Rötungen und gereizter Haut reagiert, sollte mal in den INCIs nachschauen, ob nicht besonders viele ätherische Öle enthalten sind. Hier lohnt es sich dann oft einmal, die betroffenen Tiegel wegzulassen und die Reaktion der Haut zu beobachten. Entspannt sie sich wieder, war sie vielleicht durch die ätherischen Öle überfordert und freut sich über eine kleine Pause. Grundsätzlich kann man sagen, dass ätherische Öle in der richtigen Formulierung und Konzentration viele Vorteile mit sich bringen. Jedoch sollten empfindliche Hauttypen ganz genau darauf achten, ob sie ätherische Öle als festen Bestandteil in ihre Routine integrieren wollen. Wir können also nicht wirklich sagen, ob ätherische Öle gesund oder ungesund sind, geben euch aber diesen Artikel an die Hand und hoffen, dass ihr euch mit eurer Kosmetik auseinandersetzt.
Wie steht ihr zu ätherischen Ölen? Meidet ihr sie oder liebt ihr sie heiß und innig? Habt ihr noch Fragen dazu, die wir vielleicht für einen weiteren Artikel aufgreifen können?
2 Kommentare
Danke, danke, danke für diesen differenzierten Artikel.
Wie oft höre ich, dass Ätherische Öle grundsätzlich zu meiden sind, da sie allergische Reaktionen auslösen etc. Ich muss dann immer den Kopf schütteln. ÄÖs sind “anregend”, Wirkstoffe, mit das Intensivste, was die Natur zu bieten hat. Wenn der Kosmetikhersteller das weiß und auch mit ihnen umzugehen weiß, dann sind sie eine Bereicherung für die Pflege – wenn man sie verträgt.
Selbiges gilt aber auch für Säuren und Retinol, doch wird das dort als gegeben hingenommen. Man verträgt das Chemische Peeling oder die Retinolpflege nicht? – Naja, das tut nicht jeder, aber gut, dass man es probiert hat – vielleicht lag es aber auch an der Konzentration oder der Formulierung? Möchte derjenige vielleicht nicht doch ein anderes Produkt dieser Art versuchen? Man muss Sonnenschutz tragen, wenn man solche Produkte verwendet? – Gehört halt dazu. Es ist Zitrusöl in einer Creme vorhanden und man sollte daher Sonnenschutz nutzen? – Meide diese Creme auf jeden Fall!!. Es sind allergene Duftstoffe aus ÄÖs in einem Kosmetikprodukt? – Besser nicht verwenden, man könnte es nicht vertragen. – Dieser Doppelstandart geht mir sowas von auf den Keks.
Ja, es gibt allergische Reaktionen auf Duftstoffe in ÄÖs, aber bei weitem nicht jeder reagiert auf sie negativ. Diese Warnungen sollte so verstanden werden wie jene auf Lebensmitteln, dass Spuren von Erdnuss oder anderen Schalenfrüchten etc. im Produkt sind. Deswegen meiden Leute, die KEINE Erdnuss- oder Schalenfruchtallergie haben, diese aber nicht.
So, Frust Luft gemacht.
Liebe Grüße, Ganima
Liebe Ganima,
Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich hab zu diesem Thema vor ein paar Jahren mit einem Parfumeur gesprochen und er hatte es mir damals schon erklärt: die Dosis macht das Gift. Ein Teelöffel Zimtöl kann pur eingenommen tödlich sein. Gut formuliert und in der richtigen Konzentration, wirkt er aber ganz anders und zum Vorteil für den Körper. Wir wollen hier in erster Linie aufklären, und kein Halbwissen schüren. Deswegen freue ich mich auch sehr über dein Feedback, denn dann ist uns dies auch gelungen 🙂