Clean Beauty ist längst kein Trend mehr, sondern ist mittlerweile eine ganz eigene Produktkategorie geworden, unter der sich die verschiedensten Marken und Schönheitshelden tummeln. Allein Google spuckt bei dem Search-Term “Clean Beauty” sage und schreibe 561 Millionen Treffer aus. Online Shops wie Douglas, Niche Beauty und Sephora haben ihren eigenen Clean Beauty Button, den nur Produkte tragen dürfen, die unter diese Kategorie fallen. Problem dabei ist, dass es, wie bei so vielen neuen Begriffen, unzählige Definitionen gibt. Deswegen wollen wir hier einmal dem Ganzen auf den Grund gehen und vielleicht aufklären oder euch zumindest sagen, was für uns Clean Beauty bedeutet.
Clean Beauty: Nur ein Trend?
Clean Beauty hat seinen Ursprung in den USA. Wann genau dieser Trend begann, ist schwer zu sagen. Geboren wurde er jedoch aus dem Wunsch nach “reiner Kosmetik”. Viele Konsumenten hatten genug von Beauty Produkten, die sich in der Kritik stehender und bedenklicher Inhaltsstoffe bedienten. Man verzichtet dabei auf Inhaltsstoffe, bei denen die Auswirkungen auf den Körper und die Umwelt nicht zu 100% geklärt sind. Besonders empfindliche Hauttypen freuen sich über diese Kategorisierung, da sie so leichter Reiniger, Cremes, Seren und Co. für sich ausschließen können.
Welche Inhaltsstoffe sind nicht clean?
Schon mal vorab: Hier scheiden sich die Geister. Inzwischen gibt es unzählige Clean Beauty Guides, aufgestellt von unterschiedlichen Marken und Onlineshops, die alle eine lange Liste mit Inhaltsstoffen zeigen, die nicht in die Kategorie gehören sollten. Manche Listen sind länger, manche kürzer. Daher ist es als Verbraucher besonders schwierig, genau zu verstehen, was bedenklich und was nicht ist. Deswegen habe ich hier einmal die Inhaltsstoffe gesammelt, die auf jeder Liste auftauchen:
- BHA (Butyliertes Hydroxyanisol) : Konservierungsmittel, welches die Haut reizen kann
- Chemischer Sonnenschutz: Steht in Verdacht Hormonstörungen zu begünstigen
- Ethanolamine: Diese Alkohole können mit giftigen Chemikalien verunreinigt sein, die wiederum in Verdacht stehen, Krebs zu verursachen
- Paraffine: Stehen in Verdacht, Krebs auszulösen; Außerdem umweltschädigende Gewinnung
- Duftstoffe: synthetische Duftstoffe, aber auch Duftstoffe natürlichen Ursprungs können Hormonstörungen und freie Radikale begünstigen
- Toluol: Lösungsmittel, welches das Immunsystem beeinträchtigen kann
- Parabene: Stehen im Verdacht Hormonstörungen zu begünstigen
- Silikone: Stehen in Verdacht Haut und Haare zu überpflegen
Wie ihr seht, drücken wir uns hier sehr vorsichtig aus. Diese Produkte stehen in Verdacht, einen negativen Einfluss auf unseren Körper und/oder die Umwelt zu haben. Nur wenige Vermutungen sind aber wirklich zu 100% wissenschaftlich bestätigt.
Bedeutet Clean Beauty = Naturkosmetik?
NEIN, Clean Beauty heißt nicht Naturkosmetik! Und ich schreibe hier in Großbuchstaben, weil sich inzwischen ein so großer Irrglaube bei vielen Marken und Konsumenten etabliert hat, dass ich es einmal klar aussprechen möchte. Nur weil ein Produkt einen natürlichen Ursprung hat, heißt das nicht sofort, dass alle Inhaltsstoffe unbedenklich sind. Mein liebstes Beispiel sind hier die ätherischen Öle. Sie werden gern und reichlich von allen möglichen Naturkosmetikmarken verwendet, zählen jedoch zu den Hauptverursachern von Irritationen und Allergien. Demnach sind sie weder clean, noch besonders empfehlenswert für empfindliche Hauttypen.
Ist dann alles andere plötzlich “Dirty Beauty”?
Was man hier auf keinen Fall denken darf ist, dass ein Produkt, das es nicht in die Clean Beauty Kategorie eures liebsten Onlineshop geschafft hat, automatisch nicht gut für euch ist. Manche Marken pushen hier in das sogenannte “Angst-Marketing”, um dem Verbraucher zu suggerieren, dass alle anderen Produkte automatisch bedenklich sind, weil sie nicht zur reinen Kosmetik gehören. Lasst euch bitte von solchen Behauptungen nicht verwirren. Es gibt viele Produkte in meinem Badezimmer, die nicht clean sind, und ich verwende sie trotzdem sehr gerne, ohne das meine Haut dabei leiden muss.
Wie geht man am besten mit Clean Beauty um?
Auch diese Frage ist schwer zu beantworten. Clean Beauty startete als super Idee, um Verbraucher besser über ihre Produkte aufzuklären. Inzwischen ist es aber so, dass viele Marken dies zum Anlass genommen haben, ihre eigene Definition von Clean Beauty zu erfinden. Diesen Effekt konnten wir schon von einigen Jahren beim Thema “Greenwashing” bemerken. Das Interesse an natürlicher Kosmetik stieg damals rapide und löste ein Flut an neuen Marken aus, die zwar von außen wie Naturkosmetik wirkten, aber in Wirklichkeit sehr weit davon entfernt waren. Begriffe wie Green Beauty und Clean Beauty sind nicht geschützt. Theoretisch kann sich deswegen jede Marke diesen Stempel selbst aufdrücken. Deswegen ist auch hier unser Tipp an euch: Informiert euch. Schaut auf die Labels, studiert die INCI-Listen. Lasst euch nicht von schönen Buttons in Onlineshops hinreißen, sondern achtet genau darauf, was ihr eurer Haut gebt und welche Reaktionen sie darauf zeigt. So könnt ihr selbst schauen, welche Produkte ihr als “clean” empfindet.
Wie ihr ein unbedenkliches Produkt findet, erzählen wir in einem zweiten Teil des Clean Beauty Artikels.
2 Kommentare
Ich bin ein bisschen skeptisch, muss ich gestehen. Der Begriff Clean Beauty verwässert meiner Meinung nach die ohnehin schon unklare und von Marketik-Aussagen geprägte Angebotslandschaft noch weiter und hilft keineswegs. Dazu kommt, dass sehr viele Begriffe nicht geschützt sind, wie zum Beispiel “Natur”, “organic”, “eco” usw., was Irrglauben und Irrtümer verstärkt statt vorbeugt. Nur die wenigsten kennen und erkennen die verlässlich(st)en Siegel wie BDIH, NaTRUE etc.
Für mich persönlich erweckt es mehr den Eindruck eines Marketingschachzuges, der sich am stark wachsenden Segment der Naturkosmetik ungerechtfertigt bedienen möchte – aber zu billigeren Bedingungen. Aber das ist, wie gesagt, nur mein persönlicher Eindruck. Ich selbst bevorzuge “echte” Naturkosmetik, weil ich so sehr vielen Inhaltsstoffen die ich skeptisch sehe und lieber vermeiden möchte, am einfachsten und unkompliziert aus dem Weg gehen kann.
Vielen Dank für den guten Blog! Ich wusste nicht, dass es zum Clean Beauty noch so viel zu wissen gibt. Diese Informationen haben mir sehr weitergeholfen.