Wie entsteht eigentlich ein Kosmetikprodukt? Welche Inhaltsstoffe sind notwendig, dass das Produkt 1. spannend ist und hält, was es verspricht, 2. zum Konzept der Marke passt und 3. natürlich auch noch haltbar ist? Wie entscheidet man sich für das richtige Packaging und überhaupt, welche Hürden warten auf die Marke beim Entwickeln einer Creme & Co? Ich habe Kira, der Gründerin des Beauty Labels cult.care, diese Fragen gestellt. Sie ist nämlich Profi durch und durch, arbeitete viele Jahre im Marketing und als Produktentwicklerin für verschiedene Kosmetikunternehmen. Und so hat sie ihr Wissen und ihre Passion zum Thema Beauty zusammengepackt und kurzer Hand 2019 cult.care gegründet – eine Marke, die natürliche und sinnvolle Hautpflege anbietet, welche die Haut respektiert und individuell unterstützt, und das ganz ohne Schnickschnack. cult.care ist probiotische Pflege und steht für umweltbewusste und innovative Produkte sowie ehrliche und stets transparente Kommunikation. Kiras Vision ist es, sinnvolle Dinge für die Haut zu finden und diese dann in Form von natürlichen und nachhaltigen Produkten auf den Markt zu bringen.
Liebe Kira, erzähl mal, was ist das Besondere an cult.care?
Das Besondere an cult.care ist, dass wir sinn- und wirkungsvolle Inhaltsstoffe mit nachhaltigen Verpackungskonzepten vereinen. An unserer probiotischen Gesichtscreme kann man das gut erkennen: unser hochdosierter probiotischer Wirkstoff wirkt tatsächlich auf der Haut und ist nicht nur für den Marketing-Slogan beigemischt. Denn, was viele vielleicht nicht wissen, man darf bei Kosmetik bereits ab einer relativ geringen Beimischung einen Inhaltsstoff bewerben. Die Effektivität des Ganzen steht aber auf einem anderen Blatt. Meist ist es mit der Wirksamkeit leider wie mit der Hoffnung auf den Placebo-Effekt. Weiterhin verspricht die Verpackung unserer probiotischen Gesichtscreme – es ist ein Glastiegel mit Holzdeckel – einen minimalen ökologischen Fußabdruck. Und wem das nicht reicht, der kann unser Reusage-Angebot wahrnehmen. Das bedeutet, ein leerer Tiegel kann an uns zurückgeschickt werden und wir lassen ihn dann hygienisch reinigen und neu befüllen.
Probiotika für gesunde Haut ist der Slogan von cult.care. Warum hast du beschlossen eine probiotische Pflege zu entwickeln?
Die Entscheidung für Probiotik fiel schnell. Denn nach meiner Recherche nach Dingen, die der Haut wirklich gut tun, hat Probiotik für mich absolut Sinn ergeben. Es ist nichts Neues, dass wir eine Hautflora haben, die aus zahlreichen Mikroorganismen, wie beispielsweise Bakterien, besteht. Vor allem diese Bakterien können durch äußere wie innere Einflüsse schnell geschädigt werden. Probiotik wirkt dem entgegen und schafft es, dass die Hautflora schneller regeneriert und der natürliche Schutzmechanismus der Haut verbessert wird. Spannend ist auch, dass an der Hautflora bis heute geforscht wird, um unterschiedliche Hautkrankheiten besser nachvollziehen zu können.
cult.care ist „plastic free“ & „zero waste“ – von der Produkt- bis zur Versandverpackung. Wieso ist es wichtig, als Beauty-Unternehmen umzudenken?
Es ist sehr wichtig umzudenken – gerade im Beauty-Bereich. Denn gängige Kosmetikverpackungen bestehen meist aus unterschiedlichen Plastiksorten und die Umverpackungen sind fast immer bunt und glänzend beschichtet. Für die Verwertung des Abfalls ist das ein Albtraum. Faktisch ist das nicht recyclebar und landet auf den großen Misch-Müllbergen dieser Welt. Daher sollten Beauty-Brands unbedingt über Nachhaltigkeit nachdenken und anfangen zu handeln. Impulseinkäufe von Kosmetik passieren sehr häufig. Hier ein Nagellack, dort ein Highlighter und „Ach, diese Creme teste ich mal“. Das kennt doch jeder. Dabei kommen schnell viele Produkte zusammen. Und somit auch viel Müll… Klar kann man als Beauty-Unternehmen auch sagen: „Wenn die Leute das kaufen, dann ist es deren Entscheidung und nicht unser Problem.“ Aber damit drückt man sich vor der Verantwortung. Beauty-Brands sollten Produkte bewusster anbieten und die Art und Weise der Produktion, der Verpackung und Wiederverwertung in den Fokus stellen. Ich bin natürlich froh über jeden Konsumenten, der bewusster einkauft, aber den großen Schritt beim Thema Müll schaffen nur die großen Unternehmen.
Erzähl mal, wie entsteht denn eigentlich so eine Creme oder ein Beauty-Produkt überhaupt? Welche Prozesse sind notwendig von der Idee bis zum fertigen Produkt?
Ein Beauty-Produkt zu entwickeln ist an sich nicht schwierig. Der Prozess dahinter ist aber ein langer Rattenschwanz. Daher dauert es zwischen 6 Monaten (das ist sehr schnell) und 2 Jahren, bis eine anfängliche Idee letztlich im Handel verfügbar ist.
Wie läuft sowas ab: Im Idealfall hat man eine Idee im Kopf und kann sie detailliert beschreiben und darstellen. Beispielsweise ein roter Nagellack. Lack-Farbe, Farb-Effekt und Verpackung (das heißt, Form der Flasche bis hin zur Farbe der Faltschachtel und die Druckfarbe) stehen. Außerdem weiß man schon, welche „Claims“ man verwenden möchte: z.B. vegan, wasserbasiert, etc. Auch hat man eine Vorstellung von der Produktionsmenge und dem Einkaufspreis. Diese konkrete Produktbeschreibung schickt man an potentielle Lieferanten. Dann folgt eine Testphase. Man erhält unterschiedliche Muster an Texturen und Verpackungen. Man testet und überarbeitet alles so lange, bis man zufrieden ist. Das Wichtigste folgt aber noch: Funktioniert die Textur mit der Verpackung und dem Nagellackpinsel? Es folgt ein wichtiger Stabilitätstest, der in der Regel drei Monate dauert. Dabei wird das Produkt in den unterschiedlichsten Umständen getestet: Backofen, Tageslicht, UV-Licht, etc. Man beobachtet während des Tests, wie sich das Produkt verhält. Verändert sich die Nagellackfarbe, bleicht sie aus oder separiert sie sich, muss sie nochmal überarbeitet werden. Dann beginnt der Stabilitätstest von vorne.
Sieht nach dem Test alles gut aus, kommen die rechtlichen To-Dos auf einen zu. Beispielsweise bei der Verpackung: Von der Überprüfung der Marketing-Slogans bis hin zu Symbolen wie die „Period after Opening“ oder das „Made in“. Hat man die vielen rechtlichen Dinge geregelt, kann die tatsächliche Produktion starten. Eine Verpackungsproduktion dauert ca. drei Monate (insbesondere neuartige Konzepte) und das Mischen und Abfüllen der Textur auch nochmal ca. drei Monate. Diese Schritte müssen nicht immer nacheinander passieren, aber ganz parallel wird es auch nicht gelingen. Zu guter Letzt kommt die Lieferzeit – natürlich stark abhängig davon, wo man produzieren lässt.
Aus Europa fährt der LKW in der Regel in wenigen Tagen nach Deutschland, aus Asien kann man zwischen LKW, Schiff und Luftfracht wählen. Die ersten beiden Optionen brauchen in der Regel länger als einen Monat. Luftfracht ist deutlich schneller, aber auch wesentlich teurer.
Und dann hat man es geschafft. Das Produkt liegt verkaufsbereit im Lager! Wie du siehst, ist der Rattenschwanz wirklich sehr lang und teils auch wirklich aufwendig, bis man wirklich das fertige Produkt in der Hand hält.
Läuft denn bei der Produktentwicklung immer alles glatt oder gibt es auch mal Hindernisse?
Während der Produktentwicklung läuft eigentlich selten alles glatt. Irgendwo hakt es immer. Sei es bei der Textur, die nicht stabil ist, oder bei der gewünschten Verpackung, die nicht so bedruckt werden kann, wie man sich das vorgestellt hat. Auch bei den Marketing-Slogans kann es passieren, dass man nicht das sagen kann, was man gerne möchte. Weil zum Beispiel der Inhaltsstoff zu teuer ist, sodass man ihn nicht so hoch dosieren kann, wie anfänglich geplant. Und so weiter und so fort… Vielleicht gibt es ja Produktentwickler, bei denen alles nach Wunsch läuft. Ich kenne das jedoch nicht so.
Wenn wir schon mal über Hindernisse sprechen. Eure Pflege kommt in einem Tiegel und nicht in einem Airless Pumpspray oder einer anderen Verpackung. Es gibt vermutlich 1.001 Möglichkeit, aber wie findet man denn die perfekte Verpackung für sein Produkt? Und welche Herausforderungen erwarten einen Produktentwickler?
Die Verpackung beziehungsweise das fertige Produkt hat man meistens schon am Anfang im Kopf. Ob die Packung dann wirklich mit der Textur funktioniert, ist eher die Frage… Wir verwenden einen Glastiegel und das hat drei Gründe: Zum einen wird bei unserem Markenkonzept Nachhaltigkeit groß geschrieben – vor allem zero waste. Wir wollten eine Verpackung, die man optimal reinigen und wieder befüllen kann, um Müll zu vermeiden und nicht ständig neu produzieren lassen zu müssen. Zum anderen ist Glas super für die Stabilität von Texturen, da es sehr widerstandsfähig ist. Plastikmaterialien und spezielle Beschichtungen können da deutlich anfälliger sein. Letztlich habe ich mich einfach in den Look des Tiegels mit Holzdeckel verliebt. Beim Design von Verpackungen falle ich selbst dem Marketing zum Opfer.
Es gibt in meinen Augen zwei Arten von Herausforderungen. Als Beispiel für die erste Art nehmen wir mal eine Pipette als Dosiermöglichkeit. Die Textur muss dafür in ihrer Konsistenz perfekt passen. Man möchte ja nicht, dass die Flüssigkeit zu dick ist und kaum raustropft, oder dass direkt ein großer Schwall raus läuft. Die zweite Art der Herausforderung ist das sogenannte Dekorieren der Verpackung: Kann man als Beispiel eine Tube komplett bedrucken, oder sind es nur spezielle Bereiche? Ist eine goldfarbene Heißprägefolie möglich, oder geht doch nur eine normale Druckfarbe? Das sind die Herausforderungen, die man frühzeitig mit dem Lieferanten klären sollte, bevor man am Ende zu viele Kompromisse eingehen muss und nicht zu 100% zufrieden ist.
Wo lässt du deine Produkte produzieren? Und wie findet man einen Produzenten, der das Konzept zu hundert Prozent versteht?
Ich lasse meine Produkte in Italien, genauer gesagt in Bergamo, produzieren. Dort wird die Textur gemischt, in den Tiegel abgefüllt und verkaufsfertig verpackt. Den perfekten Produzenten kann man am besten auf Kosmetikmessen finden. Beispielsweise gibt es in Bologna (Italien) eine große, internationale Messe namens COSMOPROF, wo unzählige internationale Lieferanten ihre Produkte und Neuheiten präsentieren. Dort würde ich mit meinem finalen Konzept auf die Suche gehen und im direkten Gespräch mit Lieferanten die Idee besprechen. So ist man sich nicht nur sicher, dass die Idee verstanden wird, sondern hat auch direkt auch eine gute Basis für eine persönliche und offene Zusammenarbeit.
Aktuell besteht cult.care aus einem einzigen Produkt, was erwartet uns in der Zukunft? Sind weitere Produkte in der Planung?
Bei cult.care sind auf jeden Fall noch mehr Produkte zu erwarten. Wir sind auch schon fleißig am Finalisieren unserer Ideen! Das Ziel ist, Hand in Hand mit der Wissenschaft zu laufen und wirksame Produkte auf den Markt zu bringen. Denn es wird ja weiterhin nach den Ursprüngen von vielen Hautkrankheiten geforscht – auf Basis der Mikroorganismen der Hautflora. Daher gibt es sicherlich auch in Zukunft einige Neuigkeiten hinsichtlich Inhaltsstoffen! Da wollen wir vorne mit dabei sein und passende Produkte bei unterschiedlichsten Hautproblemen anbieten.
Liebe Kira, danke dir für das interessante Interview, danke, dass du uns einen Blick hinter die Kulissen gewährt hast und, danke dass du cult.care mit einer so wichtigen Botschaft kreiert hast. Ich freue mich schon auf weitere Neuheiten deiner Brand.
*Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit cult.care, über Inhalt und Text hatte ich freie Hand. Alle genannten Informationen sind meine persönliche Überzeugung. Danke für euer Vertrauen und die schöne Zusammenarbeit!