Jede Liebesgeschichte hat ihre Höhen und Tiefen. Ich glaube kaum, jemand hat dagegen etwas einzuwenden. Es gibt immer Zeiten, in denen man die rosarote Brille mit Stolz und Freude trägt, und dann gibt es Phasen, in denen man lieber alleine ist. So sieht ist es gerade auch bei mir aus und zwar mit der heiß besprochenen Skincare Brand des Jahres – Drunk Elephant. Was dramatisch klingt, ist jedoch ziemlich wahr, denn ich habe schon viel Zeit, Herzblut und Geld in dieses Verhältnis gesteckt. Oft wurde ich enttäuscht, oft schwebte ich auf Wolke 7. Deswegen fällt mir dieser Artikel auch alles andere als leicht. Denn keine Marke spaltet gerade so die Skincare Community wie Drunk Elephant.
Drunk Elephant: Das erste Kennenlernen und die ersten Drunk Elephant Erfahrungen
Das erste Kennenlernen fand vor fast drei Jahren statt. Ich hörte also das erste Mal von einer neuen, cleanen Skincare Brand aus den USA, die auch noch eine ganz besondere Philosophie hat. Schon damals fand ich das Packaging anders, jung, bunt und sehr ansprechend. Und auch der Name hatte mich irgendwie sofort: Drunk Elephant. So etwas hatte ich bis dato weder gesehen, noch woanders gehört. Das Produkt Line-Up war einfach zu verstehen, es ging um Skincare, die performt, ohne sich dabei der sogenannten „Suspicious Six“ zu bedienen.
Das sind folgende Kandidaten:
Ätherische Öle, austrocknende Alkohole, Silikone, chemische Sonnenfilter, Duft- und Farbstoffe und SLS.
Da ich zu diesem Zeitpunkt noch in der Naturkosmetikbranche arbeitete, war mir der umstrittene Status dieser Inhaltsstoffe bewusst. Weswegen ich es auch super fand, dass eine Marke, die nicht aus dem NK-Segment kommt, ihren Kunden das Versprechen gibt, auf bedenkliche Stoffe zu verzichten. Das klang für mich nach verständlichem Marketing, welches auch bei mir funktionierte.
Der Aufstieg des Elefanten
Es dauerte nicht lange, plötzlich sah man überall Drunk Elephant. Ich las unzählige Reviews zu den einzelnen Produkten, sah unglaubliche Vorher-Nachher-Bilder und gönnte mir zum nächsten Geburtstag dann auch gleich eine kleine Selektion, um meine eigenen Drunk Elephant Erfahrungen zu sammeln. Das Vitamin C Serum C-Firma und das Feuchtigkeitsserum B-Hydra waren unter anderem bei der ersten Order dabei. Ich war hin und weg. Beide Produkte performten genauso, wie ich mir es vorgestellt habe. Meine Haut hatte einen unglaublichen Glow, als wäre sie aus einem tiefen Winterschlaf erwacht. Ich bemerkte wirklich ab der ersten Anwendung einen Unterschied. Rötungen wurden gemildert, meine Poren wirkten feiner und trockene Stellen waren wie weggezaubert. Meine Haut schien die Produkte sehr gut zu vertragen.
Diesen Effekt haben die Produkte übrigens bis heute immer noch. Das Vitamin C ist weiterhin ein fester Bestandteil meiner Routine und auch der neue Cleansing Balm hat es mir inzwischen sehr angetan. Ich verfolgte wirklich fieberhaft jeden neuen Launch, testete mich durch alle Produkte und wurde nie enttäuscht. Wenn es um die Performance der Schönmacher aus USA geht, bin ich ein großer Fan. Und so geht es auch vielen anderen, auch sie sammeln solche Drunk Elephant Erfahrungen. Diese Marke wurde vielleicht die erfolgreichste Skincare Brand der letzten 10 Jahre. Sie ist inzwischen auch in Europa erhältlich und hat Kultstatus erreicht. Einmal Drunk, immer drunk sozusagen. Oder wie es auf Instagram heißt: #thedrunklife. Leider jedoch ist natürlich nicht alles so rosig, wie man es sich gerne ausmalen möchte. Gerade in den letzten Wochen zogen sich dunkle Wolken über der Marke zusammen, die die Sicht auf die schönen und effektiven Produkte vernebeln.
Eine unfehlbare Marke
So toll die Produkte auch sind, so wenig kann ich mich mit dem derzeitigen Verhalten der Marke anfreunden. Drunk Elephant gleicht inzwischen mehr einer Religion, als einer Gesichtspflegemarke. Zumindest werden die Produkte so vermarktet. Wenn man sich die Philosophie auf ihrer Webseite genauer anschaut, wird dem Kunden nahegelegt, sich aller anderer Produkte zu entledigen und eine sogenannte “clean break” durchzuführen. Denn nur wenn man die “Suspicious Six” aus seiner Routine eliminiert, kann man seine Haut glücklich machen und echte Drunk Elephant Erfahrungen sammeln. Gleichzeitig gelten ihre Produkte als verträglich, egal welchen Hauttyp man hat. Schlussfolgerung: Wenn man eine Reaktion auf ein Produkt zeigt, kann es unmöglich eines aus der Drunk Elephant Linie sein.
Dieses Image, dass alle Produkte für alle Hauttypen verträglich sind, kann ich nicht so ganz unterschreiben. Auch die Aussage, dass jede Haut gleich behandelt werden soll, sträubt sich gegen alles, was ich bisher im Kontakt mit Hautpflege gelernt habe. Wir haben hier einen interessanten Instagram Screenshot, wo ihr nachlesen könnt, was Drunk Elephant über unterschiedliche Hauttypen denkt. Das Konzept für unterschiedliche Hauttypen stellen viele Marken in Frag, jedoch vertragen manche Menschen zum Beispiel einfach keine Glykolsäure oder auch andere Wirkstoffe. Sie trotzdem als alle gleich zu betrachten, funktioniert folglich nicht.
Laut dem Drunk Elephant Social Media Team, sind die Produkte komplett frei von irritierenden Inhaltsstoffen. Konsumenten, die das Team kontaktieren und keine positive Drunk Elephant Erfahrungen gemacht haben und zum Beispiel eine schmerzhafte Reaktion ihrer Haut schildern, werden mit folgenden Kommentar abgespeist: „Das kann nicht an unseren Produkten liegen, dies muss an anderen Faktoren oder Produkten in deiner Routine liegen“ Beispiel: Eine Kundin schrieb an den Customer Service, dass sie schlimme Unreinheiten wegen eines Produktes erlitten hat. Es musste eigentlich das Drunk Elephant Serum sein, denn sie veränderte nichts weiter in ihrer Routine. Drunk Elephant war zwar so kulant, ihr das Produkt zu erstatten, war aber der festen Überzeugung, dass es niemals an ihrem Serum hätten liegen können. Diese Konversation teilte die Kundin auf reddit.com und daraufhin meldeten sich Dutzende andere Konsumentinnen, die ähnlich betroffen waren und die selbe Antwort vom Kundenservice erhalten hatten.
Fakt ist, dass jeder Inhaltsstoff, egal wie clean oder natürlich er auch ist, die Haut irritieren kann. Für mich persönlich ist eine solche Reaktion der Marke nicht nachvollziehbar. Guter Kundenservice ist schließlich das A und O. Wenn eine Marke Fragen oder Kritik ihrer Kunden nicht ernst nimmt, ist das für mich komplett inakzeptabel und auch ein Grund, mich von dieser Marke zu distanzieren.
Doch was wirklich meiner Beziehung zu Drunk Elephant geschadet hat, ist mir selbst Anfang des Jahres passiert.
A-Passioni
Im vergangenen Jahr, kurz vor Weihnachten, verkündete Drunk Elephant, dass ein neues Produkt gelauncht wird. Es soll eine Retinol-Cream werden. Diese Entscheidung kam für mich als großer Drunk Elephant Fan etwas überraschend, da die Gründerin Tiffany Masterson bis dahin klar kommunizierte, dass sie nie ein Retinol-Produkt entwickeln würde, da man es nicht bräuchte.
Dann kam aber der Hype rund um Retinol und tadaaa, Drunk Elephant launchte A-passioni. Irgendwie seltsam, aber da ich ein bekannter Retinol-Junkie bin, hatte ich es mir ziemlich schnell bestellt. Die Anwendungstipps nahm ich jedoch mit einiger Skepsis auf. A-Passioni sollte das erste starke Retinol mit einer Konzentration von 1% sein, welches man morgens und abends auftragen und mit allen anderen Produkten mischen könne. In unserem Artikel zum Thema Retinol hatte ich erwähnt, dass der Wirkstoff sehr intensiv ist und dementsprechend mit Vorsicht, nur einmal am Tag und nicht im direkten Kontakt mit anderen Säuren verwendet werden sollte. Drunk Elephant jedoch behauptete fest, dass ihr Retinol sich mit anderen Produkten super verträgt. Rivas Nathan, der Kopf hinter der Entwicklung des Retinols, zeigt in seinen eigenen Story Highlights, wie er angeblich täglich A-Passioni mit anderen Säuren mischt und diese Cocktails als “Retinol-Mixes” bewirbt. Seltsamerweise zeigt er in der Story nur Bilder der Produkte, die er „miteinander kombiniert“, aber nie eine direkte Anwendung in seinem Gesicht, wie zum Beispiel Josh Rosebrook (Gründer der gleichnamigen Beauty Marke), der auf Instagram seine eigenen Marke repräsentiert. Und auch auf der Produktseite wird das Mischen mit jeglichen anderen Drunk Elephant Schönmachern empfohlen.
Trotzdem startete ich mit der Anwendung langsam und bedacht, entnahm nur die kleinste Menge und trug es nur abends auf. Bereits nach 3 Anwendungen innerhalb einer Woche hatte ich die schlimmste Reaktion, die mir je ein Retinol-Produkt zugetragen hatte. Meine Haut wurde extrem empfindlich, brannte bei jeder Berührung und war schlichtweg nicht wiederzuerkennen. Auf meinen Wangen machten sich rote Flecken breit und ich merkte schnell, dass dieses Produkt mit seinen 1% Wirkstoff es wahrhaft in sich hat.
Ich reduzierte die Anwendungen und vermischte das Retinol mit einem milden Squalan, aber trotzdem reagierte meine Haut gereizt. Deswegen verwendete ich es irgendwann gar nicht mehr. Es war das erste Produkt von Drunk Elephant, mit dem ich einfach nicht zurecht kam.
Mitte Juli erschien dann eine ausführliche Review zum Retinol von Caroline Hirons.
Sie stufte das Produkt auf einer Irritations-Skala von 1-10 auf eine 10 ein. Auch sie ist der Meinung, dass man ein Retinol niemals fröhlich mischen sollte, wie von Drunk Elephant empfohlen. Caroline Hirons ist eine ausgebildete Kosmetikerin und mittlerweile in der Industrie bekannte Brands Consultant mit einem großen Know-How mit mehr als 25 Jahren Erfahrung in der Kosmetik-Branche. Ich halte sehr viel von ihrer Meinung und kann ihrem Bericht nur zustimmen.
Meine Haut ist robust und einiges an Säuren gewöhnt, ich war also zu dem Zeitpunkt meiner ersten Anwendung kein Anfänger. A-Passioni wird weiterhin als das Retinol für jeden, selbst für empfindliche Hauttypen, verkauft. Ich bin mir ziemlich sicher, würde ich das Produkt so verwenden wie empfohlen, könnte ich meine Epidermis nach einer
Woche mit meinen Fingern vom Gesicht kratzen. So etwas ist fahrlässig und daraufhin ist A-Passioni bei mir ziemlich eingestaubt. Schade um die ca. 70€, die ich für dieses Produkt hingelegt habe.
Mein Fazit & meine Drunk Elephant Erfahrungen
Obwohl ich viele der Produkte in meinem Badezimmer stehen habe und ich die Performance liebe, bin ich von der Strategie und der Kommunikationsart von Drunk Elephant nicht gerade angetan. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass sich der Konsument von einer Marke gut beraten und aufgehoben fühlt. Leider sieht es nicht danach aus und ihr werdet endlose weitere Beispiele für den schrecklichen Kundenservice bei DE finden. Wenn eine Marke dann noch falsche Informationen weitergibt und sich Kunden dadurch Verätzungen in der Gesichtspartie zufügen können, hört für mich ebenfalls der Spaß auf.
Drunk Elephant ist eine extrem teure high-end Marke und sollte sich dementsprechend verhalten und ein offenes Ohr für Kundenrezensionen haben.
Gestern erst hat Drunk Elephant auf ihrem IG Account verkündet, dass das Unternehmen an den Shiseido Konzern verkauft wurde. Wir sind also wirklich gespannt, ob sich in Zukunft etwas änder und ein andere Wind wehen wird. Ist man erst einmal Teil der großen Kosmetikriesen, kann man sich so ein Verhalten nicht mehr leisten. Aber Gründerin Tiffany Masterson versicherte ihrer Community in dem Instagram Beitrag, dass sie und ihr Team weiterhin im Unternehmen bleiben und die Seele von Drunk Elephant bleiben wird. Ich bin gespannt und brauche bis dahin meine Produkte auf und schaue mich nach Alternativen um.
Für alle Skincare-Fans, die sich schon lange fragen, ob sie DE-Produkte kaufen sollen: Sunday Riley hat wirklich ein super Einstiegs-Retinol “Luna” und auch ihr “CEO”-Vitamin-C-Öl kann ich euch nur ans Herz legen! Wer erst einmal die Wirkstoffe auf seiner Haut testen mag und kein kleines Vermögen ausgeben will, ist auch mit den Produkten von The Ordinary gut bedient.
Was habt ihr für Erfahrungen mit den Produkten von Drunk Elephant gemacht? Sind sie für euch das Geld wert?
Alle im Beitrag genannten Marken und Produkte wurden ohne Bezahlung und ausschließlich aus persönlicher Überzeugung genannt. Markennennungen und Produktempfehlungen sind aktuell laut dem Gesetzt als werblicher Inhalt zu kennzeichnen. Für die in diesem Beitrag platzierten Affiliate Links erhalte ich Dank Euch eine Provision, die sich nicht auf den Verkaufspreis auswirkt.
Bilder: Bare Minds Creative Lab
9 Kommentare
Sehr interessanter Artikel! Danke, dass du auf diese Kontroversen aufmerksam machst und auf Alternativen hinweist 🙂
Freut mich sehr, dass dir der Artikel gefällt.
Es gibt ja tatsächlich viele Konsumenten, die einfach richtige Probleme mit ihrer Haut bekommen haben. Das muss ja nicht sein. Beauty soll Spaß und schön machen, aber nicht arm und unglücklich.
Hallo, bin erst jetzt auf deine Seite gestossen.
Ich hab mir auch Drunk Elephant Produkte zugelegt.
nach der 3ten Anwendung hab ich dicke Eiterpickel an der Oberlippe bekommen.
Meine Haut ist noch viel öliger als eh schon und im Bereich der Wangen stark, fettig&groß porig. Ich weiß nicht ob das nun diese sogenannte ERSTVERSCHLIMMERUNG ist. Aber wirklich wohl fühl ich mich nicht. Nutzt du die Produkte selbst noch?
Lg
Liebe Jud,
puh, ich glaube ja nicht so an das Prinzip der “Erstverschlimmerung”. Hast du deine Pflege komplett umgestellt oder ist es ein bestimmtes Produkt, welches du neu integriert hast? Ich kann mir vorstellen, dass so eine Reaktion erst einmal sehr unangenehm ist. Versuche deine Routine vielleicht etwas abzumildern und Wirkstoffe zu reduzieren und schaue ob sie sich von alleine beruhigt. Danach kannst du schrittweise wieder neue Produkte integrieren aber max. eins pro Woche, da deine Haut ja hier sehr stark reagiert hat.
Ich benutze aktuell keine Produkte von DE, hab hier aber auch noch einiges stehen, was ich mal aufbrauchen sollte. Teste aber gerade sehr gerne auch andere Sachen 🙂
Super Artikel!
Ich bin nie wirklich auf den Zug mit aufgesprungen. Ich hatte mal die Creme mit dem türkisen Deckel. Die hat so viel Eindruck bei mir hinterlassen dass ich den Namen nicht mal mehr weiß. *Rolls eyes*
Der Kundenservice ist grottig und für mich schon ein klarer Punkt warum ich kein weiteres Produkt testen wollte. Und das mit den Suspicious Six ebenfalls.
Ich bleib bei Josh Rosebrook.
Liebe Lisa,
ich bin ehrlich gesagt auch jemand, der nie sofort auf Hypes reagiert. Ich warte ab, teste selber und entscheide dann für mich. Umso spannender finde ich es, wie groß die Fangemeinde der Marke ist, aber auch wieviele enttäusche Kunden vor ihren teuren Produkten sitzen.
xx
Elina
ein super Artikel – danke dafür.
ich konnte diesen Hype nie ganz nachvollziehen. Meiner Meinung nach machen viele amerikanische Brands so ein Getue frei nach dem Motto “habe keine anderen Götter neben mir”, was sehr schade ist.
Gruß JL
Klasse Artikel vielen Dank. Bin immer noch auf der Suche nach den richtigen Retinol-Einstieg…
Liebe Nevina,
vielen Dank für deinen Kommentar. Der Retinoleinstieg ist nicht ganz einfach. Ich kann dir auf jeden Fall eines empfehlen, welches in einer Ölbasis daherkommt. So kann das Öl eine direkte Reaktion deiner Haut erst einmal “abpuffern” damit sich deine Haut langsam an den neuen Wirkstoff gewöhnen kann 🙂
LG
Annie