Geza Schön mag vielleicht nicht jedem da draußen ein Begriff sein, die Parfums, die der Herr mit dem schönem Namen kreiert hat, dafür aber schon. Geza ist ein Revolutionär und Rebell zugleich und bekannt für seine Arbeit mit dem Pheromon-ähnlichen Duftstoff Iso E Super, aus dem er, als einzige Komponente, ein Parfüm kreiert hat. Basierend darauf entstand sein Label Escentric Molecules, natürlich kreiert er auch Düfte für große Unternehmen. Mit dem jüngsten Duft-Werk hat es für Amorelie ein modernes Aphrodisiakum geschaffen – Eau Yes. Ich wollte natürlich wissen, wie es dazu kam und habe ihm nicht nur dazu eine Frage gestellt, sondern versucht zu erfahren was es mit Iso E Super auf sich hat und warum viele Leute manchmal lieber gar keinen Duft tragen wollen.
Herr Schön, Gerüche sind etwas Magisches und bestimmt auch nicht so einfach zu kreieren, oder? Wie lange dauert es im Schnitt ein neues Parfüm zu entwickeln?
Das kann man so pauschal nicht sagen. Es ist immer gut, wenn es ein klar definiertes Thema gibt, auf das man hinarbeiten kann. Eine echte Kreation kann unter Umständen auch schon mit nur wenigen Versuchen stehen, muss dann aber noch verfeinert werden.
Was man aber sagen kann, ist, dass man mindestens einige Wochen, wenn nicht gar Monate braucht, um alle Elemente in einem Duft gegeneinander vernünftig abzuwiegen, sodass die reine Ästhetik mit der technischen Umsetzung (Haftung und Diffusion) Hand in Hand gehen.
Ich habe gehört, Sie mögen Parfüms, die viel Iso E Super enthalten. Was hat es damit auf sich? Sie haben ja dann aufbauend auf diesem einzelnen Stoff ihr eigenes Label Escentric Molecules gegründet.
Nicht jeder fühlt sich mit der Fülle oder Komplexität eines Dufts wohl. Daher tragen viele Leute manchmal lieber gar keinen Duft, anstatt sich der Wucht einer komplexen Kreation auszusetzen. Für die, die trotzdem gut und verführerisch riechen wollen, gibt es seit Escentric Molecules eine Lösung. Trägt man eines der „Molecules“, atmet man eben nicht mit jedem Atemzug seinen eigenen Duft ein. Die Umwelt nimmt den Träger aber sehr wohl wahr und man kann so trotzdem ein olfaktorisches Statement setzen. Für die, die es etwas Traditioneller mögen, gibt es die „Escentrics“, die ich als eine Art Hommage an das jeweilige Molekül sehe. Sie beinhalten quantitativ immer noch sehr viel des jeweiligen Moleküls, haben aber eben auch andere aromatische Elemente, die sehr harmonisch und anziehend sind.
Die Düfte Ihres Labels scheinen eine starke Wirkung auf andere Menschen zu haben und auf jeder Haut riechen sie unterschiedlich. Was passiert da genau, wenn Iso E Super auf die Haut trifft?
Im Falle von molecule 01, also Iso E Super, passiert Folgendes: Wie wir nun wissen, berührt – oder besser stimuliert – Iso E Super einen unserer fünf dem Menschen noch verbliebenen Pheromonrezeptoren, daher besteht de facto eine Anziehungskraft. Bei jedem Träger entfaltet sich das Molekül leicht unterschiedlich, weil es noch den individuellen Körpergeruch zulässt. Bei einem normalen Duft wird selbiger in der Regel übertüncht.
Herr Schön, für Amorelie haben sie zwei Düfte kreiert – Eau Yes. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und was kann man sich unter diesem Konzept vorstellen?
Thorsten Biehl von biehl. parfumkunstwerke wurde von Lea-Sophie Cramer, Gründerin und Geschäftsführerin von Amorelie, kontaktiert. Sie hat gefragt, ob er es sich vorstellen könnte, zusammen mit mir zwei aphrodisierende Düfte – als Erweiterung zum sinnlichen Produktportfolio von Amorelie – zu kreieren. Generell ist es für mich immer ein Bestreben einen Duft, egal ob Herren-, Damennote oder einen Unisexduft, maximal anziehend bzw. sexy zu gestalten, weshalb ich die Anfrage von Lea sofort spannend fand. Bei Amorelie, die ja Experten für die Themen Sexualität und Sinnlichkeit sind, liegt es nun wirklich auf der Hand, aphrodisierende Kreationen herzustellen. Wir waren uns schnell einig, dass wir qualitativ hochwertige Düfte kreieren wollen. Vor allem wollten wir jene Stoffe in größeren Mengen einsetzen, die normalerweise nicht in Düften eingesetzt werden, weil sie oft zu hochpreisig sind. In unserem Falle ist das ein Ingweröl in exzellenter Qualität sowie Sandelholz und Vanille Absolue. Dazu noch große Mengen an Iso E Super und Hedione (welches auch als Pheromon Stimulator identifiziert werden konnte). Im Zusammenspiel aller Elemente sind zwei tolle Kreationen entstanden, die einzigartig sind, originell und anziehend zugleich.
Wie kommt man auf die Idee ein aphrodisierendes Parfüm zu kreieren? Sind es Düfte nur für die Nacht oder kann man sie den ganzen Tag tragen?
Man kann die Düfte auf jeden Fall zu jeder Tages- und Nachtzeit tragen und sich an ihnen erfreuen.
Und welche Stelle am Körper besprüht man damit am besten?
Man sagt, überall dort, wo das Blut nahe der Haut pulsiert: Also am Hals, auf den Handgelenken und in der Kniebeuge.
Wie kann ein aphrodisierendes Parfüm für alle Frauen bzw. Männer funktionieren? Wir unterscheiden uns doch in unseren Körperdüften.
Ja und das ist auch gut so. Je mehr noch vom individuellen Träger mit „durchkommt“, desto mehr riecht es dann auch ein großes Stück weit eigen, das ist gut!
Und was riecht eigentlich gut?
Das hängt von unserer olfaktorischen Sozialisation ab. Ob wir Gerüche mögen oder nicht, ist in der Regel antrainiert. Ob wir sie als gut oder schlecht empfinden und beurteilen, hängt vor allem davon ab, in welcher Situation wir sie beim ersten Mal empfunden haben. Ein Beispiel: Zimt und Vanille und andere typische Gewürze werden fast immer als positiv wahrgenommen, wenn allerdings Weihnachten für eine Person immer der Horror war und die Oma immer die Zimtkekse passend zur schlechten Stimmung serviert hat, wird man selbige später eher nur schwer runterbekommen. Gerüche werden mit der Stimmung zusammen als eine Art komplexes Paket abgespeichert und lassen sich nur schwer davon entzerren, wenn sie erst einmal emotional definiert wurden.
An welchen Geruch erinnern Sie sich am liebsten?
Ich empfinde eigentlich alle Kindheitsgerüche als angenehm, auch weil ich behaupten würde, eine schöne Kindheit gehabt zu haben. Solange man nicht diktiert bekommt, welche Gerüche schlecht riechen, haben speziell Kinder eine leere geruchliche Festplatte, die urteilsfrei ist. Genau da mischt sich dann irgendwann aber eine Entwicklung ein, die auf kulturellen Eigenheiten basiert und uns ein Stück weit konditioniert.
Welche Gerüche gehen eigentlich gar nicht? Bei welchen Düften bekommen Sie die Krise?
Ich bin kein Fan von beißenden Gerüchen, wie Knoblauch oder Zwiebeln. Das kommt meistens am Tag danach noch durch und riecht eher unangenehm. Ich bin auch ziemlich allergisch gegen Korianderkraut und Trüffel sind auch nicht so meins.
Es gibt so viele Mythen, wie ein Duft wirklich lange hält. Welche davon stimmt oder welche Tipps haben sie, damit ein Parfüm lange auf der Haut bleibt?
Die meisten Düfte sind so angelegt, dass sie nach 6-8h wahrnehmbar sein sollten. Wer ganztägig intensiv nach dem Duft riechen möchte, kann ja zwischendurch noch einmal nachsprühen.
2 Kommentare
Interessantes Interview, werde mir die Parfums mal genauer ansehen 🙂
LG
Jana
Super interessant, wie aphrodisierende Düfte wirken. Gerne mehr Duftinspirationen auf deinem Blog. 🙂