Vor einigen Monaten haben wir ja schon über die nervigsten Beauty Mythen berichtet, die sich zwar immer noch hartnäckig halten, aber in Wirklichkeit nicht viel mit der Realität zu tun haben. Mit neuen Trends kommen jedoch immer neue dieser “Beauty-Fake-News” zum Vorschein, weswegen wir hier einige weitere Beauty Mythen aufdecken wollen.
Der LSF in meiner Foundation reicht völlig aus
Ach, eigentlich bin ich ein riesiger Fan sogenannter “Multi-Tasker”. Sprich, eine Foundation mit eingebautem Lichtschutzfaktor hört sich nach einer grandiosen Idee an. Leider ist es jedoch so, dass die Foundation dann extrem dick aufgetragen werden muss, um auch nur annähernd den Schutz zu erzielen, der auf dem Produkt ausgelobt wird. Da ich wirklich niemanden kenne, der seine Foundation so aufträgt, ist der Schutz vor UVA- und UVB-Strahlen nicht gewährleistet. Deswegen mein Tipp: Zusätzlichen Sonnenschutz direkt unter die Foundation auftragen. So ist man auf der sicheren Seite.
Mizellenwasser ist ein super Cleanser
Ich persönlich konnte mich nie mit Mizellenwasser anfreunden. Ursprünglich wurden dieses für Situationen entwickelt, in denen man keinen Zugang zu fließendem Wasser hat. Die enthaltenen Tenside entfernen Make-Up und Schmutz nur oberflächlich und sollten durch ihre aggressiven, reinigenden Inhaltsstoffe immer auch von der Haut gespült werden. Sie ersetzen dennoch auf keinen Fall eine gründliche Gesichtsreinigung. Zudem müsst ihr bei der Benutzung kräftig über die Haut rubbeln. Das tut der Haut gar nicht gut, kann sie irritieren und sogar erste Falten begünstigen. Die meisten Mizellenwasser sind außerdem stark parfümiert, was die Haut zusätzlich reizen kann. Wer jetzt immer noch behauptet, Mizellenwasser würde schneller die Haut reinigen als ein Waschgel, den fordere ich hiermit zum Speed-Cleansing auf. Wir schauen dann mal, wer schneller saubere und glückliche Haut hat.
Cellulite Cremes
Cellulite entsteht, wenn unterliegendes Fettgewebe sich gegen das Bindegewebe drückt. So entstehen die unschönen Dellen, die durch die Einwirkung von Hormonen, fehlender Bewegung oder auch durch überschüssiges Fett noch größer werden und anschwellen können. Cellulite tritt bei ca. 90% aller Frauen auf. Je älter wir werden, desto häufiger und intensiver sind wir betroffen. Das liegt auch an der hormonellen Umstellung, die wir im Laufe unseres Lebens erfahren, und an dem zunehmend schwächeren Bindegewebe. Genetisch bedingt können wir auch zusätzlich belastet sein. Da so viele von uns betroffen sind, ist die Anzahl an “helfenden” Produkten groß und deswegen ist es umso wichtiger, diese Beauty Mythen zu benennen. Hier komme ich gleich auf den Punkt: Produkte können helfen, jedoch nicht die Ursache bekämpfen oder die unschöne Orangenhaut wegzaubern. Häufiges Eincremen zeigt vielleicht einen temporären Effekt, jedoch ist er der erhöhten Blutzirkulation durch die Massage, die damit einhergeht, gezollt. Da Cremes und Seren in diesem Fall aber wirklich kaum Wirkung zeigen, könnt ihr euch da jegliches Investment sparen. Tägliche kleine Massagen und das Trinken von viel Wasser werden euch da eher helfen und sind um einiges kostengünstiger.
Ich bin doch viel zu jung für Anti-Aging
Anti-Aging ist vielleicht der meistgenutzte Begriff der Beauty-Industrie. Es gibt fast kein Produkt, welches nicht diesen starken Claim trägt. Dabei ist er wirklich irreführend für den Konsumenten und deswegen landet auch dieser Beauty Mythos in unserer Sammlung. Er vermittelt in der Regel, dass man bestimmte Produkte nur ab einem bestimmten Alter verwenden kann. Zudem kommuniziert er, dass man das Altern tatsächlich aufhalten kann. Das sind gleich zwei Unwahrheiten, die wir hier aufdecken wollen. Wir alle altern, dagegen gibt es kein Mittel. Unsere Haut weiß ganz genau, wie alt du bist, und kein Produkt der Welt wird diesen Prozess aufhalten können. Bestimmte Wirkstoffe jedoch, wie zum Beispiel Retinol, können die Haut bei ihren täglichen Prozessen unterstützen und somit die Zeichen der Hautalterung hinauszögern. Ich nenne es daher gerne lieber “Slow-Aging” statt “Anti-Aging”. Der beste Slow-Ager ist übrigens nach wie vor der Sonnenschutz, da über 90% der Zeichen von Hautalterung durch die Effekte der Sonne entstehen. Und daher ist es auch quatsch, Produkte aus der Kategorie “Anti-Aging” für eine Altersgruppe zu reservieren. Zwar stimmt es, dass jemand mit 25 Jahren mehr Kollegen produziert als jemand mit 55 Jahren. Zur Vorbeugung können aber Retinole, Hyaluronsäure und Ceramide wahre Wunder bewirken. Es gibt also kein zu frühes Anti-Aging. Am besten startet ihr jetzt. Denn wer vorbeugt, hat später langfristig schöne Haut.
Tages- und Nachtcremes
Hier diskutiere ich auch oft mit Freunden: Wenn da Nachtcreme draufsteht, darf ich sie nicht tagsüber verwenden. Die Haut hat nachts nicht plötzlich andere Bedürfnisse als tagsüber. Das einzige, womit eine Haut nachts wirklich nichts anfangen kann, ist LSF. Ansonsten könnt ihr munter loscremen und eurer Haut das geben, was sie glücklich macht. Nachtcremes tendieren in der Regel dazu, reichhaltigere Inhaltsstoffe wie z.B. Öle zu enthalten. Diese finde ich jedoch in der kälteren Jahreszeit und bei trockener Haut auch tagsüber oft die bessere Wahl. Man braucht auch nicht unbedingt zwei verschiedene Pflegeprodukte für Tag und Nacht. Die wurden in erster Linie auch von der Industrie entwickelt, um uns mehr Geld aus den Taschen zu locken. Lasst euch deswegen keine zusätzlichen Produkte für Tag und Nacht aufschwatzen, sondern macht das, was eurer Haut gut tut!
Welche Beauty Mythen gibt es noch, die wir für euch genauer unter die Lupe nehmen sollen? Wir sind gespannt auf euer Feedback!
1 Kommentar
Ich könnte zu jeder Aussage hier applaudieren! Besonders die Sache mit dem LSF, und dass der volle auf der Packung ausgwiesene LSF erst ab einer recht großen Menge erzielt werden kann, scheint noch ganz unbekannt zu sein… selbst Kolleginnen in der Visagistik wissen das häufig nicht!
Im Übrigen kann ein Produkt, das LSF enthält, bei Blitzlichtfotografie “flashback” erzeugen, d.h. auf dem Foto sind Hautstellen, die mit dem Produkt bedeckt sind, leuchtend weiß. Das erklärt oft, warum eine Foundation mit passendem Puder im Spiegel makellos, im geblitzten Foto aber geistesweiß erscheint. Viele Puder sind leider aufgrund spezieller Inhaltsstoffe nicht “flashback proof”, was ganz besonders für Visagistinnen wie mich, die häufig für Fotografen schminken, wichtiges Wissen ist. Ansonsten kann ein an sich makelloses Makeup tatsächlich ganze Bildserien torpedieren…. yikes!