Haare sind einfach ein leidiges Thema. Irgendwie ist immer etwas: wenn es nicht die trockene Kopfhaut ist, sind es die trockenen Spitzen, sind es nicht die Spitzen, ist es die Farbe, ist es nicht die Farbe, findet man irgendetwas anderes, an dem man herummeckern kann. Ich glaube, davon kann jede Frau ein Liedchen singen. Mit den trockenen Spitzen kann ich mittlerweile ganz gut umgehen und weiß, wie ich sie mit einer ordentlichen Portion Öl zum Glänzen bringe, die trockene Kopfhaut macht mir auch nur noch im Sommer Probleme, aber auch da weiß ich was zu tun ist – Stichwort seltener waschen und milde Shampoos, aber die Farbe, die machte mir schon etwas länger Probleme. Das Berliner Wasser und die alten Rohre sind wahre Talente, wenn es um den Grünstich oder die vergilbten Strähnen in der Matte geht.
Deswegen begab ich mich vor ein paar Wochen im World Wide Web auf die Suche nach einem Spezialisten. Es sollte ein Farbspezi sein, der sein Handwerk versteht und weiß was er tut, vielleicht würde ich auch mal einen kleinen Schritt aus der blonden Komfortzone treten und doch mal einen anderen Farbton auf meinem Haupt begrüßen. Glücklicherweise haben Friseure heutzutage ihre Skills so verbessert, dass klare skandinavisch kühle Töne oder doch Erdbeer-Nuancen gar kein Problem mehr sind.
Nach einer ausgiebigen Recherche, die beherrsche ich wirklich hervorragend, stieß ich auf das Studio Andreas Kurkowitz Colouring. Andreas ist ein Star-Colorist, der seine Base in London hat und dort die Köpfe der Models verschönert. Aber auch die Berliner kommen in seinem Hinterhof-Loft nicht zu kurz und deswegen vereinbarte ich kurzerhand einen Termin.
Mit genau zwei gegensätzlichen Vorstellung machte ich mich auf den Weg gen Berlin Mitte. Dort in einem Hinterhof, hinter einer roten Tür residiert Andreas mit seinem Team in einem wunderschönen Salon, der ziemlich das perfekte Abbild eines kreativen Berliner Studios ist: Altbau, hell, Backstein, schniecke eingerichtet. Hier ist sich wohlfühlen vorprogrammiert.
Aber wie beim Friseur sieht es irgendwie nicht wirklich aus. Weil alle Kunden gemeinsam an einem massiven Holztisch sitzen und dort die neuen Haarfarben entstehen, wie in einem Café wird hier eher geplaudert. Gut, soll mir recht sein, solange ich das bekomme, was ich will.
Was ich besonders an diese Art von Salons liebe ist, wenn es Stylisten gibt, die sich nur auf das Schneiden spezialisieren und Coloristen, die wie Meister der Farbe sind, deswegen gibt es hier ein kleines, aber erlesenes Team an Profis, die schneiden oder colorieren können. Da Andreas himself einen Teil der Woche bei den Briten verbringt, begrüßten mich die mit Abstand sympathischste, entspannteste Coloristin Therese und Stylistin Ruby und Team, die mich an einem Freitag dann für ein paar Stunden in ihre Obhut nahmen.
Wir starten erst mal mit Farbe. Da ich mich schlecht entscheiden kann, brachte ich auch gleich zwei Ideen mit – frei nach dem Motto, wer die Wahl hat, hat auch die Qual – Erdbeerblond oder eiskaltes skandinavisches Blond. Und da ich mir ja fest vorgenommen habe, die Comfort Zone zu verlassen, viel die Entscheidung nach einer langen Beratungsrunde mit Therese und vielen Überlegungen auf das Erdbeerblond
Los geht’s also:
Therese, was machen wir genau bei mir?
Wir schaffen erst mal mit ein paar Highlights an den Ansätzen einen weicheren Übergang von deiner Naturhaarfarbe zu den hellen Enden. Die Technik nennt sich Herringbone, dabei liegt der Fokus auf dem vorderen Haarbereich und dem Deckhaar, die Highlights werden sehr fein. Dafür verwende ich Farbe. Mit Blondierung helle ich deine Spitzen auf, dadurch wird die Farbe final leuchten. Es wird wie von der Sonne geblichen. Danach gebe ich ein kupfriges Glossing auf deine gesamten Haare, so erreichen wir den gewünschten Ton. Und du bekommst noch ein spezielles Treatment.
Wie geht man bei der Herringbone Technik vor?
Es ist eine ganz klassiche Version Highlights zu setzten. Ich werde ganz fine Strähnchen weben, damit man keine Streifen sieht. Das Besondere an der Technik ist, dass die Folien immer versetzt gesetzt werden, so wird man nur eine Art Lichtreflexe sehen.
Grundsätzlich gilt, wenn man mit Folie arbeitet ist es wichtig, dass man ganz feine Strähnen webt. Bei einer Balayage, sind die Strähnen etwas dicker. Welche Technik wie anwenden hängt natürlich vom Kundenwunsch ab.
Ok und du kommst aus Schweden, richtig? Hast du auch in Schweden deine Friseurausbildung gemacht?
Ja, ich habe in einer der größten Schulen Schwedens das Schneiden und Färben gelernt. Danach habe ich drei Jahre in Stockholm gearbeitet.
Und kann man schon sagen was die Farbtrends 2017 werden?
Mhh, schwierig. Also ich würde sagen, es muss entweder richtig unnatürlich und verrückt, bisschen punkig wirken oder super natürlich. Aber auch weißgebleichte Haare in unterschiedlichen Nuancen sind super cool.
Welche Farben mischt du eigentlich am häufigsten hier an?
Wir machen hier viel Blond, Balayage, aber auch verrückte Sachen wie blaue Haare. Aber unsere Stammkunden mögen es lieber natürlich, so dass man mit Farbe einfach eine schönere Version der Naturhaarfarbe hinbekommt. Wie bei dir zum Beispiel.
Wie findest du den richtigen Ton für deinen Kunden?
Ich schau mir die Hautfarbe genau an. Außerdem muss man sich genau anschauen, welchen Kleidungsstil der Kunde hat, ob er goldenen oder silbernen Schmuck trägt. Das ist alles wichtig, um die perfekte Farbe für den Kunden zu finden.
Welches Produkt ist dein Holy Grail?
Mhh, lass uns mit den wichtigsten Produkten dem Shampoo und Conditioner beginnen. Es gibt Leute, die haben nicht einmal diese beiden Produkte. Ein Conditioner schließt zum Beispiel die Schuppenschicht und macht das Haar glänzend, nachdem das Shampoo es geöffnet hat, um Schmutz rauszuspülen. Wir machen das jetzt auch mit deinem Haar und verpassen dir noch ein Treatment.
Als Strähnchen-Farbe, Blondierung und der Gloss ausgewaschen sind, sehe ich erst mal keinen großen Unterschied, aber meine Mähne ist ja auch feucht und die Farbe erblickt erst dann die Welt, wenn das Haar trocken ist. Dann geht es auf den Nächsten Stuhl zu Stylistin Ruby, die ein Schneide-Profi sein soll.
Hey Ruby, was machen wir mit meinem Haare?
Wir werden ein paar Zentimeter wegnehmen und die Spitzen ausdünnen.
Wirklich? Also meine Haare sind sehr trocken und brechen auch. Würdest du die Spitzen trotzdem ausdünnen?
Ja, damit bringen wir Textur in deine Haare.
Ok, aber sie sollen bitte nicht angefressen aussehen.
Wir machen nur ein paar Stufen rein.
Und was denkst du sind die Trends des Jahres?
Es wird wieder sehr messy aber eher im 70er Jahre Style. Viele Stufen sind wieder in und rausgewachsene Ponys.
Fazit:
Ganz anders und viel dunkler als erwartet, aber irgendwie schöner betrachte ich nach dieser aufwendigen Prozedur meine neuen Haare. Es ist nicht wie erwartet ein Erdbeerblond, es ist eher ein Kupferrot (siehe Bild rechts), aber es gefiel mir äußerst gut. Nach ein paar Haarwäschen sieht es vermutlich auch noch etwas anders aus.
Und in der Tat, obwohl es mir fürchterlich gut gefiel, verlor ich leider schon nach der ersten Wäsche die ganze Farbe, jetzt trage ich ein Modelblond, ein natürliches Mittelblond, so nenne ich die Farbe, die die meisten Models tragen. In der Sonne funkeln leicht rötliche Reflexe wie kleine Rubine.
Danke Therese, Ruby und das ganze „Andreas Kurkowitz“-Team!
Andreas Kurkowitz Colouring
Brunnenstr.27
10119 Berlin-Mitte