In welcher Kategorie findest du Indie-Marken besonders überzeugend? Oder wie hat sich die Beauty-Landschaft in den letzten 5 Jahren verändert? Bevorzugst du kleine unabhängige Marken oder spielt Produkte von großen Konzernen auch eine Rolle in deinem Badezimmer? Wenn euch jemand diese Frage stellen würde, was wäre eure Antwort darauf?
Das Onlinemagazin Beauty Independent, das sich an unabhängige Beauty-Brands, wegweisende Entrepreneure, mutige Pioniere und neugierige Investoren richtet und gleichzeitig mit Markengründer mit Ratschlägen, News und Innovationen unterstützt, hat mir diese Fragen gestellt und in einem großen und tollen Interview vor ein paar Tagen publiziert. Da ich gewisse Thematiken, Bewegungen und Veränderungen in der Branche wichtig finde und wir als Endkonsumenten eine tragende Rolle dabei spielen, wollte ich euch, meinen Lesern die Interviewfragen und meine Antworten und Meinungen dazu nicht vorenthalten.
Liebe Elina, wie hat sich die Beauty-Landschaft verändert, seit du deinen Blog gelauncht hast? Welche wesentlichen Shifts gab es über die Jahre?
Man kann schon sagen, dass sich das Interesse des Endkonsumenten verändert hat und dementsprechend natürlich auch der Beauty-Markt. Inhaltsstoffe spielen zum Beispiel eine noch wichtigere Rolle denn je. Zwar gab es zu meinen Anfängen CodeCheck & Co aber die Gruppe derer, die sich für den Inhalt und dessen Herkunft interessiert haben, war eine noch sehr kleine. Durch die Needs der Endkonsumenten hat sich natürlich auch die Beauty-Landschaft verändert. Nachhaltige und Organic Beauty Brands schießen wie Pilze aus dem Boden. Das sind Brands, die eine ganz besondere Ausrichtung haben, sich zum Beispiel auf reine natürliche Wirkstoffe fokussieren und sich von bedenklichen Zusätzen eher distanzieren oder einen Key-Wirkstoff tragen. Spannend find ich aber auch, dass der Naturkosmetikbereich rasant wächst.
Welche Rolle spielen Indie-Beauty-Brands in diesem Wandel? Und wann hast du persönlich angefangen, auf Indie-Brands aufmerksam zu werden?
Unabhängige Beauty-Marken bilden einen sehr großen Wachstumssektor der Kosmetiklandschaft. Sie sind flexibler in ihrer Handlung, sie können mit ihrer Philosophie, der Entwicklung der Produkte eher auf den Endkonsumenten eingehen. Ich finde, das ist eine tolle Bewegung, denn gerade im Laufe der letzten vier Jahre, seit sich das Leben schneller um einen dreht, ist es wichtig, sich als Marke mitzuentwickeln. Durch die Digitalisierung sind wir interessierter und sensibilisierter und das sehen unabhängige Brands schneller.
Mich persönlich haben Indie-Brands schon immer interessiert, auch zum Start von BareMinds.de war das ein sehr großes und wichtiges Thema. Ich war schon immer ein Trüffelschwein und auf der Suche nach einem noch effektiveren Produkt, nach tollen Wirkstoffen, nach einer Marke, die es anders macht als die großen Konzerne, die ja oft nicht besonders schnell auf Trends reagieren können. Mir ist klar, das es den internen Strukturen geschuldet ist, aber gerade deswegen halte ich schon immer meine Augen und Ohren offen nach kleinen Marken.
Greifst du denn heute noch lieber zu großen, altbewährten Marken oder dann doch zu kleineren Indie-Labels?
Ehrlich gesagt, ich greife zu den Produkten, die performen. Denn wenn man sich mit dem Thema Beauty beschäftigt, kommt man um Inhaltsstoffe und ihre Wirkung auf die Haut nicht herum. Natürlich hat sich mein Gespür nach bedenklichen Inhaltsstoffen noch mehr geschärft, mir ist aber die Wirkung eines Produktes am wichtigsten. Deswegen mische ich und habe neben vielen Nischen-Labels auch Kosmetikhelden von großen Konzernen.
Könntest du schätzen, wie viel Prozent Indie-Beauty in deinem Beauty-Repertoire ausmacht?
Ich würde sagen ca 90 Prozent meines Badezimmers decken Indie-Beauty-Brands ab, aber wie gesagt, ich habe auch Evergreens von großen Konzernen in meinem Bad stehen.
Würdest du uns deine Lieblingsprodukte von Indie-Brands verraten? Und kurz, warum genau diese?
Ich bin im letzten Jahr ein großer Fan der Josh Rosebrook Range geworden. Gerade der Nutrient Day Cream with SPF30 gehört zu meinen Lieblingsprodukten. Der Hybrid im weißen Gewand wirkt als regenerierende Feuchtigkeitspflege, aber auch als natürlicher Breitbandspektrum-Sonnenschutz. Aktive Kräuter und Pflanzenöle reparieren, schützen und versorgen mit Feuchtigkeit. Es heißt auch, dass entzündungshemmende und antioxidative Inhaltsstoffe die Haut regenerieren – bei mir äußert sich das in einem klaren und ebenmäßigen Hautbild ganz ohne Irritationen, neuen Pickelchen oder anderen Entzündungen. Aber auch vom dekorativen Markt gibt es tolle Marken wie Westman Atelier, Und Gretel, OZN Vergan und Ere Perez, die sehr gute Produkte in ihrem Sortiment haben.
In welcher Kategorie findest du Indie-Marken besonders überzeugend (Skincare, Makeup, etc.)?
Ich habe das Gefühl, dass gerade Marken aus dem Skincare Bereich doch etwas stärker sind. Ist vermutlich der direkten Wirkung auf der Haut geschuldet. Dekorative Kosmetik sollte man aber auch nicht unterschätzen, denn gerade die muss da bleiben, wo sie hingehört, und man sieht, dass auch da gerade richtig viel passiert.
Und wo siehst du noch Potential zum Wachsen, zur Verbesserung?
Dich erreichen ja täglich neue Produkte und Marken – was muss eine Beauty-Brand heute grundsätzlich können, um dein Interesse zu wecken?
Inhaltsstoffe und die Performance sind mir am wichtigsten. Aber das Konzept muss eben auch stimmen, das große Ganze und der rote Faden eben. Es gibt viele Marken, die auf den Beauty-Hype aufspringen und Produkte entwickeln, ohne wirklich ernsthaft eine Marktanalyse zu machen und die Konkurrenz zu beleuchten, und deswegen kein Alleinstellungsmerkmal haben. Ich möchte einfach nicht den X-ten Face Mist, oder Serum in der Hand halten, die mich nicht vom Hocker hauen, weil es bereits überzeugende Alternativen auf dem Markt gibt.
Was machen einige Brands deines Erachtens noch falsch, wenn überhaupt? (etwa Packaging, Design, Kommunikation, Preispolitik etc.)
Ich glaube, dass nach dem Clean Beauty-, Achtsamkeits-Trend Marken nun mehr auf aktive Wirkstoffe eingehen werden müssen. Auch glaube ich, dass Marken ohne Konzept innovative Ideen brauchen werden, um zu überleben. Unisex Labels werden noch mehr in den Vordergrund rücken und High-Tech-Beauty wird ein großes Thema, denke ich.
Aber auch der Verkauf, bzw. der Konsum werden sich durch die Social-Media-Macht verändern. Transparenz ist ein ganz großes Stichwort – Marken und Shops werden sich mehr mit dem Thema Social Media auseinandersetzen, weil sich dort die Kunden tummeln.
Vielen Dank!