Herrlich, wenn Freunde bei der Urlaubsplanung ganz fest an mich. Soll’s geben. Neulich da bekam ich von meiner französischen Freundin Hélène eine WhatsApp-Nachricht. “Chérie, wir fliegen nach Miami! Falls ich dir aus den USA Schminkkram mitbringen soll, sag Bescheid.” Pha, das lasse ich mir kein zweites Mal sagen und gehe sofort online. Schließlich gibt es genug Zeug, das ich besitzen möchte, aber nicht besitzen kann. Das Hindernis sind allerdings nicht die Ozeane in alle Richtungen, es sind die Shipping-Bedingungen einiger Nischen-Brands. Die Liste ist groß, aber da ich kein Unmensch bin und von meinen Freunden nicht erwarten werde, dass sie, wie ich es tue, die meiste Urlaubszeit in diversen Sephoras abzuhängen, beschränke ich mich diesmal auf eine einzige Marke.
Ich würde mal ganz frech behaupten, jeder halbwegs beautyaffine Mensch kennt sie!? Glossier. Gegründet von Emily Weiss, die ihre Beauty-Leidenschaft bei Vogue gefunden und mit ihrem ersten Kind Into The Gloss perfektioniert hat, bekam also bereits vor ein paar Jährchen ein zweites Baby – ihre Kosmetikbrand Glossier – und baute sich damit ein ganzes Beauty-Imperium auf. Der Hype um das Label ist groß, liegt aber vermutlich an der Unerreichbarkeit der Schönlinge für uns in Europa. Mittlerweile bekommt man bei Net-A-Porter ein dreier Set der Salbe Schrägstrich des Lipbalms Balm Dotcom, ein SOS-Retter in der Not für spröde Lippen und trockene Stellen. Aber auch in den US und A, wo man die immer wachsende Range per Mouseklick direkt zu sich ins Bad bestellen kann, hört man Lobeshymnen en masse von Beautbloggern, Make-up Artist und Fans. Selbstverständlich leckt sich das deutsche Kosmetikvolk die Fingerchen nach einem dieser schwer erreichbaren, hübsch clean verpackten Schönmacher. Ich auch, ich bekenne mich schuldig. Ich sitze sowas von tief in diesem “Haben-Muss”-Strudel. Ich meine, ist ja schließlich irgendwie immer so. Verbotene und gefühlt unerreichbare Momente sind ja schließlich die spannendsten.
Also bezahlte ich unfassbar viel Porto, obwohl das Zeug innerhalb Amerika verschifft wurde – es gibt nämlich keine Stores, nur Popup Stores – und bestellte zwei ältere Produkthasen und einen Neuling der Familie Glossier. Der Generation G Lippenstift in der Farbe Like, ergab meiner Meinung nach wirklich Sinn und sollte schleunigst meine Lippenstift-Kolletkion komplettieren. Eine alltagstauglich Color die subtiler nicht sein kann, sich wahrscheinlich auch ganz ohne Spiegel auftragen lässt und mein Verlangen befriedigt. Geil, zack im Einkaufskörbchen. Der Stretch Concealer war eigentlich das Goddie für besagte schlaue Freundin, die das Farbtöpfchen aber nach einigen Malen des Testens abgab, da die Textur ihr zu creamy und heavy war. Ich übernahm es, Hélène sei Dank. Und eben den Neuling, ein Zink Serum, der Picklechen bei rechtzeitigem Anwenden bekämpfen soll.
Dann lag das Paket auf meinem Schoß. Mitten im Berliner Nachtleben überreichte mir mein französischer Schatz das Mitbringsel. Liebe und Adrenalin schossen durch meinen Körper. Zack Kiste auf und los gelegt:
Generarion G – unsichtbar.
Kappe auf, riecht nach nichts, aber ok, bisschen trocken, bisschen sehr trocken. Vielleicht muss das ja so sein? Gleich mal ausprobieren und auf die Lippen pinseln, man sieht nichts. Noch mehr und noch eine weitere Schicht. Ist das alles? Nach 30 weiteren Lippenrouten, sieht man endlich einen Hauch natürlicher Lippenfarbe – ich selber besitzt nämlich kaum eine. Es ist leicht matt und hätte ich mich für einen anderen Ton entscheiden, würde man auch Farbe erahnen. So subtil bist du also? Na gut, für die Handtasche bist du ok, zum Knutschen geht’s auch. Also ein Date-Lippenstift, ist doch eine ehrenhafte Aufgabe, wie ich finde. 15 weitere Tage überlebte Generation G leider nicht. In meiner Tasche zerbröselte der Lippenstift, nach einem Sturz meines Accessoires, zu Staub. Nur noch viele kleine Teilchen, die man nicht im Traum wieder zusammenpressen kann, fliegen aus der Hülle. Lebewohl Generation G.
Creamy statt cacky.
Wunderbar, kaschiert hervorragend drei Partynächte und setzt sich nicht in den feinen Fältchen fest, wie manch andere Kollegen. Allerdings beschert dieser Concealer so soft und pflegend er doch sein mag ausgewachsene Waschbäraugen. Mascara und der Strecht Concealer vertragen sich genauso gut wie zwei pubertierende Geschwister, nämlich gar nicht. Aber alle Damen da draußen, die auf Mascara verzichten – go for it.
Super Pure.
Unsere neues Beauty-Zusammenleben ist noch nicht bis ins letzte Detail ergründet. Ich würde mir gerne ein paar Tage Aufschub verlangen, um eine wahrlich gute Review schrieben zu können. Soll ja schließlich Sinn machen und euch helfen. Was sich aber schon mal sagen lässt, meine aktuell sehr ausgeprägt unreine Haut und die damit verbundenen Rötungen werden durch das Serum und das enthaltene Zink reduziert. Die entzündeten Stellen beruhigen sich wie von Geisterhand, und zwar sofort, Wunden heilen schneller – alles dem Zink geschuldet – ob es aber Wunder wirkt, finde ich noch für euch heraus. Versprochen.
Fazit.
Klaro, die Dinger machen sich extrem gut auf Instagram und auch im Bad. Wer sich ganz zufälligerweise gerade in Amiland aufhält und dem Hype nicht standhalten kann, der solle sich den hübsch verpackten Rosatraum erfüllen. Sticker und ein rosa Nupsitäschchen gibt es auch noch dazu. Ich kann ja bisher nur über einen der drei Neulinge meine Nase rümpfen und bin noch längst nicht fertig mit meinem Test. Gewiss, die zwei anderen Schönmacher gehören zu dem soliden Beauty-Kram in meinem Top Shelf, nicht mehr und nicht weniger!
Was meint ihr? Welche Erfahrungen habt ihr denn mit den gehypten Produkten gemacht?
10 Kommentare
Habe mir mal ein Set mitbringen lassen.
Den Stretch Concealer habe ich nicht vertragen. Die Haut unter meinen Augen fing an zu schuppen und die Fältchen wurden eher betont. Hab ihn weggelassen und es wurde sofort besser. Und ja, wie bei dir, schmiert alles irgendwann zusammen.
Den Generation G habe ich in Crush und bin sehr zufrieden. Tolle Farbe, hält gut und trocknet nicht aus.
Der Hammer ist tatsächlich Boy Brow. Meine sonst fast unsichtbaren weil blonden Brauen werden dezent gefärbt und too in Form gebracht, den ganzen Tag.
Marle, ohh ich hatte wohl auch Boy Brow nehmen sollen. Hab noch die ganze Zeit mit dem Teil geliebäugelt und mich dann doch dagegen entschieden. Mist.
xo
Elina
Ich hab den Milky Jelly Cleanser und der ist super zum Abschminken. Den Stretch concealer mag ich auch. Die Generation G hab ich in Cake und Like und mag sie sehr. Klingt bei dir irgendwie als hättest du einen schlechten bekommen, denn trocken sind sie finde ich überhaupt nicht. Ich würds sehr begrüßen, wenn Glossier endlich nach Europa versendet. Mein Milky Jelly ist nämlich fast leer…
Liebe Nina, ich vermute auch, dass mit meinem Generation G irgendwas nicht gestimmt hat. Mega schade, denn die Farbe fand ich großartig auch, wenn sie noch so subtil ist.
Naja, warte auch sehnsüchtig bis Glossier endlich auch ein weltweites shipping anbietet, dann kann ich mich durch das gesamte Sortiment probieren.
xo,
Elina
auch für mich immer ein beauty-traum gewesen und ganz oben auf meiner “muss ich unbedingt haben”-Liste. zum glück gehe ich die ganze sache nun entspannter an nach deinem artikel 🙂
Liebe Annmarie,
sind halt auch nur Beauty-Produkte und nicht der Lebensmittelpunkt ?
Aus welches Glossier Produkt warst du denn scharf?
xo,
Elina
Hi liebe Elina,
Ich liebe den Coconut Balm Dotcom, sonst habe ich noch keines der Produkte getestet. Der Balm hält aber wahrlich alles was der Hype verspricht: ist unheimlich sanft, pflegend und eine tolle Lippenstift-Base sowie für zwischendurch bestens geeignet. Außerdem super sparsam in der Anwendung.
Schade, dass die anderen Produkte ihrem Ruf nicht gerecht werden. Da fragt man sich schon, warum sie so gefeiert werden?! Der Look allein kann doch nicht ausreichen…?!
Liebst aus München,
Verena
Liebe Verena,
von dem Coconut Balm Dotcom habe ich auch einiges Gutes gehört. Eine gute Alternative aus Europa wäre dazu aber der Balm von True Organic of Sweden, mindestens genauso stylisch und gehypt dafür aber nur mit den besten Inhaltsstoffen gefüllt. 😉
xo
Elina
Vielen Dank für diesen Beitrag! Ich habe mich erst kürzlich mal wieder gefragt, wie ein SOLCHER Hype bloß entstehen kann. Das ist doch krass, oder? Gut zu wissen, dass man die Produkte also nicht unbedingt haben muss… Ich komme eh nicht ran, aber werde es dann auch nicht mehr versuchen und mein Geld lieber in andere Dinge “investieren”. Liebste Grüße, Neele von https://justafewthings.de
Liebe Neele,
einige Produkte haben mit Sicherheit ihre Berechtigung, aber andere wohl eher nicht, zumindest habe ich diese Erfahrung gemacht. Man findet ja auch in Europa tolle Brands, die mindestens genau so gut performen können und an die kommt man auch viel einfacher 😉
xo
Elina